Ruhe

Foto: Elfie Voita

Dass Tecklenburg einen Besuch wert ist, habe ich schon an anderer Stelle deutlich zu machen versucht. Wir jedenfalls waren wieder einmal dort. Diesmal war die evangelische Stadtkirche offen, die Kirche, in der auch Dr. Johann Weyer (Wier) vermutlich bestattet wurde, der Arzt, der sich gegen die Hexenverfolgungen eingesetzt hatte. Habe ich schon erzählt, aber muss man solche Menschen nicht immer wieder erwähnen? In der Kirche gibt es mehrere Grabplatten, die sich heute an den Kirchenwänden befinden und die, um die es mir geht, leider so hinter einer Bank versteckt, dass sie sich nicht gut fotografieren ließ. Weiterlesen

OMMT

Von Unbekannt - Scan, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=8936083

Von Unbekannt – Scan, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=8936083

So ein Text hat ja etwas von einer Baustelle. Einer Baustelle, auf der nur einer arbeitet. Gut, das kennt man aus der Realität, da schaufelt auch einer unten in der Grube, während drei oben in einen Plan gucken, sich eine Zigarette drehen und ihre Mails checken. So falsch ist das Bild nicht, denn auch wenn ich hier schreibe, kommt doch immer etwas dazu, ein Textzitat, auf das ich stoße, eine Information, die unbedingt eingeholt werden will und dann einen Dominoeffekt auslöst.

Dann komme ich daher und will irgendwo hin. Manchmal jedenfalls, manchmal auch nicht, aber wenn ich ein Ziel habe, dann scheint mir das oft sehr konkret, ich habe es ganz genau vor Augen – bis ich anfange, mich auf den Weg dorthin zu machen. Schon breitet sich Nebel aus, das gerade noch so sicher geglaubte, wird schemenhaft, unbestimmt und mit einer kaum noch glimmenden Idee taste ich mich vorwärts, treffe auf Gestalten, mit denen ich nicht gerechnet habe, die aber nun mal da sind und deshalb plötzlich die Richtung mitbestimmen, komme auch mal ganz vom Wege ab und finde erst nach seltsamen Umwegen zurück.

Und da bin ich! Markt 9, Tecklenburg. Direkt neben dem Haus des Gastes. Weiterlesen

Wer wenn nicht Wier

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja: im Regen, in Tecklenburg, vor dem Rathaus, im Dezember. Alle bitte dem Regenschirm folgen und schön zusammenbleiben, es könnte eng werden, denn auch in Tecklenburg gibt es einen Weihnachtsmarkt. Allerdings einen irgendwie verzettelten, einen, der sich über eine lange Strecke verteilt, ohne aber aus vielen Buden, Ständen, Hütten oder Wagen zu bestehen. Mit anderen Worten: Es ist fast überall kein Weihnachtsmarkt.

Wir schlendern durch das Städtchen. Jedes andere Tempo wäre völlig unangemessen, denn schnellen Schrittes wären wir ratz fatz durch den Ort gestürmt und hätten gewiss etwas versäumt. Kopfsteinpflaster glänzt im Regen, der wohl auch dafür sorgt, dass sich nicht gar so viele Kauf- und Schaulustige auf den Weg gemacht haben.

Schöne kleine Fachwerkhäuser, schmale Straßen, die sogleich das Wort Gässchen aufkommen lassen, aber das verkneife ich mir. Weiterlesen

Cobbo, Kobbo, Teuto

Tecklenburg also. Gut 40 Kilometer nördlich von Warendorf gelegen. Im Teutoburger Wald. Boah, ey. Kann eigentlich nichts einfach sein? Da setzt man sich mit seinem Alltagswissen an einen Text und das sieht ungefähr so aus: Teutonen – Teutoburger Wald – Hermann der Cherusker, der, das wissen wir, nicht Hermann, sondern Arminius hieß – Varusschlacht – großer Sieg, gute Reklame = Deutsche = Teutonen. Und dann das: Der Teuto hieß bis 1616 Osning und wurde erst von Philipp Clüver umbenannt.

Tacitus, und damit sind wir wieder bei der Varusschlacht, sprach vom saltus teutoburgiensis. Und ab geht die Post, denn ob Tacitus das so geschrieben hat oder anders, ob er damit die Region gemeint hat, die heute als Teutoburger Wald bezeichnet wird, das ist alles völlig ungeklärt. Sagen die einen. Die anderen: Kalkriese! Da gibt es Ausgrabungen und ein Museum. Wir sind uns ganz sicher. Leider nicht im Teuto… aber auch nicht so weit weg. Gut, die Zweifel wachsen.

Philipp Clüver war sich jedenfalls sicher. Weiterlesen

Zuständig

Ist es nicht seltsam, dass die Welt ununterbrochen stattfindet, auch wenn ich mich überhaupt nicht um sie kümmere? Manchmal, das muss ich zugeben, habe ich den Eindruck, dass sie sich dann vernachlässigt fühlt und nicht so gut funktioniert, wie es möglich gewesen wäre, hätte ich nur genauer hingeschaut.

Ein Beispiel dafür sind Fußballspiele, die ich mir anschauen wollte, dann aber leichtfertig verpasst habe – und schon gingen sie verloren. Bei Freunden von uns war es so, dass während der Spiele der deutschen Nationalmannschaft immer gebügelt werden musste, damit da nichts schief ging… bis da doch was schief ging, seither muss nicht mehr gebügelt werden. Oder doch, es muss schon noch gebügelt werden, nur eben nicht mehr während der Spiele.

Und das ist überhaupt nicht weiter wichtig, ich wollte nur sagen, dass es da ständig Welt gibt, Orte, von denen ich nichts weiß, Menschen, von denen ich nichts ahne, und alle machen weiter oder hören auf, einfach so. Weiterlesen