Schreiben, lesen, hören, reden

Eigenes Bild

Puh, das ist aber abgelegen. Sage ich, denke ich, höre ich. Muss also stimmen. Obwohl es mit dem Auto mal gerade eine halbe Stunde braucht, um das Westfälische Literaturmuseum Haus Nottbeck zu erreichen. Eine halbe Stunde, das ist doch nicht viel. Um die zu vertrödeln, brauche ich höchstens eine halbe Stunde, wenn nicht weniger. Schön, Nottbeck liegt etwas einsam. Man könnte auch sagen: Es liegt da sehr schön einsam. Ruhig. Still sogar. Spätsommersonne, zwei Gänse watscheln, nee, sie bewegen sich einfach träge über den Rasen vor dem Gartenhaus.

Literaturmuseum klingt komisch, als ließe sich Literatur besichtigen. Ansehen wie Gemälde. Autorenbilder sind tatsächlich auch zu sehen, Bücher, Textauszüge, Geschichte der westfälischen Literatur. Viele Namen, die ich kenne, viele Namen, die ich nicht kenne. Viele Bücher, die ich nicht gelesen habe und wohl auch nie lesen werde. Aber hier begegnen sie mir. Männer und Frauen, die sich mit Sprache beschäftigt haben oder die es drängte, etwas zu erzählen.

Nottbeck pflegt immer auch die Begegnung mit Autoren. Literatur wird Weiterlesen

Hilmar Klute

„Phönix voran!“ heißt ein Gedicht von Peter Rühmkorf und die ersten beiden Zeilen lauten:

„Was dann nachher so schön fliegt.  .  .
wie lange ist darauf rumgebrütet worden.“

Peter Rühmkorf, dessen Vater ein reisender Puppenspieler war, so was kann man nicht erfinden, spielt eine Rolle in Hilmar Klutes Roman „Was dann nachher so schön fliegt“. Es war der Titel, den ich natürlich nicht kannte, nicht auf Rühmkorf beziehen konnte, der mich dazu veranlasste, die Lesung im Kulturgut Haus Nottbeck zu besuchen. Wir hatten online die Karten gekauft, wäre nicht nötig gewesen, war aber dennoch gut besucht. Walter Gödden sprach einleitende Worte.

Oft nervt mich so ein  Vortrag vor dem Vortrag, Gödden plauderte aber fachkundig, ach was, super belesen und kompetent. War ja auch sein Thema. Hilmar Klute hat einen Roman über einen angehenden Dichter geschrieben, Volker Winterberg, der in den achtziger Jahren im Ruhrgebiet Zivildienst leistet, seine Texte schreibt und zu einem Treffen für Nachwuchslyriker nach Berlin eingeladen wird. Die Gruppe 47, der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, Heiner Müller, natürlich Peter Rühmkorf, wir begegnen der literarischen Prominenz. Habe ich Böll erwähnt? Grass? Ein Schwerpunkt liegt auf der westfälischen Literatur, für die Walter Gödden als Leiter der Literaturkommission für Westfalen, gern als LIKO abgekürzt, LKW wäre auch nett gewesen, und wissenschaftlicher Leiter des Museums für westfälische Literatur Weiterlesen

Haus Nottbeck: Otto Jägersberg

Otto Jägersberg

Foto: Elfie Voita

Otto Jägersberg war im Kulturgut Haus Nottbeck und nicht nur das, er hat dort auch gelesen. Jägersberg? Ja, zugegeben, nicht gerade ein Vertreter der Popkultur… oder vielleicht doch? Pop fängt ja nicht 2015 an und Jägersberg debütierte 1964 als Zweiundzwanzigjähriger mit seinem Coming-of-Age-Roman „Weihrauch und Pumpernickel – Ein westphälisches Sittenbild“, von großen Kollegen gelobt und von der Literaturkritik gefeiert.

Nicht gelesen? Ich schon, allerdings stammt mein Exemplar aus dem Jahr 1975 und seither habe ich nicht wieder reingeschaut. Das werde ich jetzt nachholen, denn Otto Jägersberg hat mich mit seinem Humor überzeugt. Weihrauch und Pumpernickel ist übrigens gerade wieder aufgelegt worden, aber jetzt bleibe ich bei meiner Ausgabe.

Jägersberg ist keine Zweiundzwanzig mehr, plaudert entspannt und amüsant, liest mal ein paar Gedichte, dann eine Kurzgeschichte. Formal? Keine Ahnung, ich bin kein Literaturwissenschaftler und kann zur formalen Qualität seiner Gedichte nichts sagen. Halt… das war jetzt nicht so gemeint, dass ich nichts davon halte, sich auch formal mit Gedichten auseinanderzusetzten, ja? Nur ich, ich kann das nicht.

Inhaltlich? Jägersberg beschäftigt sich in seinem Buch „Keine zehn Pferde“ mit alltäglichen Begebenheiten und den Unbilden des Alltags, da geht es mal um das Sein und das Dasein und dann wieder um sein vierzig Jahre altes Fahrrad, das ihm gestohlen worden ist.  Da kann ich mitreden, mir ist auch schon ein Fahrrad gestohlen worden, an dem ich sehr hing. Ich kann aber nicht so darüber schreiben.

Zum Schluss: Otto Jägersberg erzählt, dass er mit seinem Lyrik-Band „Keine zehn Pferde“ auf der Bestseller-Liste der größten Buchhandlung Freiburgs an dritter Stelle steht. Allerdings bei den Pferdebüchern.

Sitzen geblieben

Goethe scheint für die Menschen seiner Zeit ein Mittelding zwischen der Jungfrau Maria und einem Megastar gewesen zu sein. Ein noch so kurzes Erscheinen, eine Übernachtung oder der Kauf von Schinken oder Wein, alles wurde sorgfältig dokumentiert und ist Jahrhunderte später immer noch so bedeutsam, dass aus diesen Anlässen Gedenktafeln angebracht und historische Feste gefeiert werden. Gut, Maria pflegte bei ihrem gelegentlichen Erscheinen keinen westfälischen Schinken zu kaufen.

Für Goethe selbst waren diese Reisen – wenn sie denn nicht nach Italien oder Frankreich führten – keineswegs so bemerkenswert, manche Erinnerungen, so auch die an seinen Aufenthalt in Westfalen, hielt er mit dreißigjähriger Verzögerung fest. Vor dreißig Jahren war ich…Moment, 2015 – 30 = 1985, ich frag mal meine Frau, ja, im Winter 85/86 waren wir Weiterlesen

Größenwahn

Im Größenwahn-Verlag, Frankfurt, ist gestern die „Nordrhein-Westfälische Einladung“ erschienen, herausgegeben von Michalis Patentalis und Pamela Granderath (ISBN : 978-3-95771-063-5).
Das Buch kann über den Verlag, aber auch über die üblichen anderen Wege bezogen werden. Es sind natürlich auch ganz viele andere Bücher veröffentlicht worden, aber nur in der „Nordrhein-Westfälischen Einladung“ ist mein Text „Hand drauf“ zu finden. In der Anthologie geht es – wie kaum anders zu erwarten – um das Bundesland NRW, dessen Städte und Regionen. Ich bin in Hohenlimburg zur Welt gekommen und deshalb geht es in meinem Text um das Schloss Hohenlimburg.

In den nächsten Tagen soll nun auch die lang erwartete Anthologie des A. Fritz Verlags „Karma-Express“ erscheinen. Auch dieser Verlag hat seinen Sitz in Frankfurt. Zunächst wird es das E-Book geben, einige Wochen später dann auch das Buch. Ob E-Book oder in Papierform: Mein Text „The last train“ ist dabei. Beide Verlage veröffentlichen bereits das zweite Mal einen meiner Texte, haben es also nicht geschafft, durch Megaumsätze dem Elend des Büchermarkts zu entkommen.

„The last train“ ist in Verbindung mit einer Anthologie, in der es um die Bahn geht, auch nicht wirklich überraschend, die Namenswahl hat auch damit zu tun, dass mein Beitrag für die erste Anthologie des A. Fritz Verlags „Hot House Blues“ hieß, da schien es mir geboten, einfach bei einem englischen Titel zu bleiben und Rock- / Bluesbezüge zu heucheln, die es überhaupt nicht gibt. Schade, das habe ich jetzt verraten. Sobald die konkreten Termine feststehen, wird mich nichts davon abhalten, sie hier auch in die Welt hinaus zu posaunen.

Da ich nun schon mal dabei bin, die Werbetrommel zu rühren, weise ich noch einmal auf „Text & Talk“ hin, die NRW-Messe der unabhängigen Buchverlage: Sonntag, 13. September, 11 bis 18 Uhr auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde, das auch das Museum für Westfälische Literatur beherbergt.
Für alle, denen Frankfurt zu hektisch und Leipzig zu sächsisch ist. Und für alle, die Frankfurt und Leipzig mögen, aber gerade noch eine Lücke in ihrem Terminkalender haben. Außerdem ist eine meiner beiden Töchter in die Vorbereitungen eingebunden, also muss das jetzt bitte auch ein Erfolg werden.