Wenn ich etwas hab, dann Zeit. Nicht gleich morgens, da ist es hektisch. Frühstück, Zeitung lesen, aufräumen, die Mahlzeiten des Tages planen. Verschieben, was sich verschieben lässt, weil es viel zu werden droht und dann los, einkaufen. Mit dem Einkaufszettel. Ich habe es auch mit einem retrograden Einkaufszettel versucht: erst einkaufen, dann aufschreiben. Das führt zu einer hundertprozentigen Übereinstimmung von Plan und Planerfüllung, weil ja nie etwas fehlt. Probleme, wie eine Krise bei der Toilettenpapierproduktion oder im Einkaufswagen vergessene Hefewürfel, treten nie auf, weil, was nicht gekauft wurde, auch nicht auf die Liste kommt. Leider passte sich unser reales Konsumverhalten nicht der nachträglichen Planung an. Was nicht da ist, fehlt, auch wenn es nicht vergessen, sondern einfach nur nicht gekauft wurde.
Im Supermarkt husche ich zielstrebig durch die Regalreihen. An der Käsetheke drängele ich mich vor, natürlich unter Verweis auf mein Alter. Wir Rentner dürfen das, weil unsere Zeit knapper als die aller anderen ist. Auf den letzten Metern vor der Kasse überhole ich entschlossen noch jeden und jede, die einen Moment zögern, eine sich vor ihrem Einkaufswagen auftuende Lücke augenblicklich wieder zu schließen.
Noch vor kurzem las ich, dass man sich nicht darauf verlassen soll, welche Schlange vor den Kassen länger scheint. Man kann nämlich mit einer alten Kulturtechnik, dem sogenannten Zählen, feststellen, wie viele Menschen tatsächlich vor einer Kasse warteten. Das klingt genauso überzeugend, wie es falsch ist, denn im Zweifelsfall sollte man nur darauf achten, dass ich nicht vorn in der Reihe stehe, denn, wie gesagt, nun habe ich Zeit.
Ich schiebe mich langsam auf die Kasse zu wie der Eisberg auf das Nordmeer, studiere die Quengelware, betrachte die Abbildungen auf Weiterlesen