Friesland (7): Drachten, Dada, Rinsema

Anfang der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Drachten rund 5.500 Einwohner. Es gab Autos, es gab eine Bahnverbindung, es gab Arbeit. Man verhungerte nicht in Drachten. Aber Drachten war auch nicht gerade ein pulsierendes Zentrum, ein kreativer Hotspot. Es gab da allerdings eine Werkstatt, die nicht nur für ein abgelegenes friesisches Dorf ungewöhnlich war.

Thijs und Evert Rinsema waren Schuhmacher, beide hatten nur die damals übliche minimale schulische Ausbildung absolviert und mochten sich dennoch nicht auf ihr Handwerk beschränkten. Autodidakten waren sie, Thijs malte, Evert schrieb und ihre Werke konnten in der Werkstatt erworben werden.

Evert Rinsema hatte während seines Militärdienstes Weiterlesen

Friesland (6): Drachten & De Stijl

Theo van Doesburg [Public domain], via Wikimedia Commons

Von Leeuwarden aus unternahmen wir einen Ausflug nach Drachten. Man muss nicht in Drachten gewesen sein, jedenfalls nicht wegen Drachten. Die Drachtener mögen das anders sehen, es gibt jedenfalls außergewöhnlich viele Fotos aus Drachten auf der entsprechenden Wikipediaseite. Je mehr ich von diesen Bildern betrachte, umso trauriger werde ich.

Wieso wir dann hinfuhren?

Weil ich es mir vorgenommen hatte.

Unterwegs nach Drachten, es war ein kalter, windiger Tag, fuhren wir über eine wenig befahrene, ziemlich neue Straße. Ich mag es, wenn das Navi nicht mehr weiß, wo wir gerade sind und uns einen Punkt im Nichts anzeigt, zwischenzeitlich kurz wieder einen Straßennamen aufgreift, um gleich darauf wieder in unerforschter Wildnis auf jede weitere Anweisung zu verzichten. Wir kamen trotzdem an. Eine endlose Straße führte in die Stadt, die inzwischen die zweitgrößte friesische „Stadt“ geworden ist, trotzdem aber nicht zu den elf Städten Frieslands gezählt wird. Selbst Sloten mit seinen 740 Einwohnern darf sich zu dieser Elite Frieslands zählen, zu den Städten, die das Stadtrecht erhielten. Alles andere sind Gemeinden, Dörfer, zufällige Ansiedlungen. Drachten war ein Weiterlesen

Friesland (5): Frau Zelle

Margaretha Geertruida Zelle? Nie gehört? Im Frühjahr des Jahres 1905 wurde aus der in Leeuwarden geborenen jungen Frau die exotische Tänzerin Mata Hari. Auch wenn sie mit ihren Auftritten europaweiten Ruhm erlangte, wäre sie wohl längst vergessen, doch ihr Tod sorgte dafür, dass sie Menschen bis heute beschäftigt. Sachbücher und Romane, Dokumentationen und Spielfilme widmen sich ihrer Geschichte, das Friese Museum in Leeuwarden zeigt gerade eine große Ausstellung.

Die Ausstellung fügt dem, was man über Mata Hari weiß, wenig hinzu. Was nicht heißen soll, dass die Ausstellung schlecht ist. Sie ist etwas für Leser, für Menschen, die sich die Zeit nehmen, dem Leben der Frau zu folgen, die als Weiterlesen

Friesland (4): Leeuwarden

Eigenes Bild: Oldehove, schief und krumm

Ich kann nicht über Leeuwarden schreiben, ohne das Wahrzeichen der Stadt, den Oldehove zu erwähnen. Was hiermit geschehen ist. Weil er aber seit 1533 schief und krumm in der Stadt steht und dort wohl auch stehen bleiben wird, erzähle ich lieber von einer Ausstellung im Fries Museum, die dort gerade gezeigt wird. Es war kalt in Leeuwarden, wir waren den Vormittag über mit einer Karte aus dem VVV, dem Fremdenverkehrsverein, einmal kreuz und quer durch die Altstadt gelaufen und hatten alle Punkte, die auf der Karte als sehenswert markiert waren, getreulich abgehakt. Es lohnt sich, die Stadt ist Weiterlesen

Friesland (3): Angekommen

Eigenes Foto

Leeuwarden ist 2018 nicht nur die Hauptstadt der Provinz Friesland, sondern, wie schon an anderer Stelle geschrieben, Kulturhauptstadt Europas. Eine kleine Hauptstadt mit knapp 110.000 Einwohnern, aber eine Stadt, die auch ohne die Veranstaltungen, die 2018 über das Jahr verteilt für eine Menge Leben sorgen werden, bemerkenswert ist. Wohin? fragten mich manche, als wir unsere Tour planten. Die Stadt liegt etwa 270 Kilometer nordwestlich von Warendorf und harrt offenbar noch ihrer Entdeckung durch die deutschen Reisenden. Nein, es liegt wohl nicht am Fries, das dort gesprochen wird, einer Sprache, die auch für Niederländer weitgehend unverständlich ist. oersethelp.nl bietet sogar ein Übersetzungsprogramm Nederlands – Frysk und umgekehrt.

Bûter, brea, en griene tsiis; wa’t dat net sizze kin, is gjin oprjochte Fries.

Boter, roggebrood, en groene kaas, wie dat niet kan zeggen, is geen oprechte Fries.

Und zur Sicherheit die deutsche Übersetzung: Butter, Roggenbrot und grüner Käse, wer das Weiterlesen

Friesland (2): Unterwegs

Eigenes Bild

Rund zwanzig Kilometer nördlich von Zwolle liegt die alte Hansestadt Kampen. Rund 50.000 Menschen leben in der angeblich dümmsten Stadt der Niederlande, über die bereits 1563 ganz Europa gespottet haben soll. Da muss etwas an mir vorbeigegangen sein. Aber jedes Land hat seine Stadt, seine Region, über die gespottet wird. Bei uns ist das Schilda, die fiktive Heimat der Schildbürger, es ist aber auch Ostfriesland mit den Ostfriesenwitzen. Ein Beispiel für die Witze Weiterlesen

Friesland (1): Unterwegs

Leeuwarden ist 2018 gemeinsam mit Valetta europäische Kulturhauptstadt. Amsterdam und Leeuwarden sind von Warendorf aus etwa gleichweit entfernt, Valetta liegt etwas ungünstiger, also läge es nahe, mal wieder nach Amsterdam zu fahren. Was soll man in Leeuwarden? Im Februar? Das Programm der Kulturhauptstadt hat gerade erst begonnen, König und Königin waren schon zu Gast, die meisten attraktiven Veranstaltungen beginnen erst im Sommer. Oder finden am Wochenende statt.

Also fuhren wir von montags bis donnerstags hin. Was konnte man da schon erwarten?

Das Hotel hatte ich vorher gebucht. Zentrale Lage, bis Mitte der siebziger Jahre im Besitz der königlichen Familie. 1564 erbaut.

Stadhouderlijk Hof

Doch der Reihe nach. Erster Halt auf dem Weg in die friesische Hauptstadt war Zwolle, Hauptstadt der Provinz Overijssel. Zwolle hat eine schöne alte Innenstadt, gut, das ist in den Niederlanden nichts besonderes. Außer natürlich besonders schön.

Dann ist da die Basiliek van Onze-Lieve-Vrouw-Tenhemelopneming, eine mächtige Kirche, die, betritt man sie, auf einmal gar nicht mehr so mächtig wirkt, weil sie einschiffig ist. Hoch und

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