Kästchendenken

Kästchendenken

Warum muss eigentlich alles immer so kompliziert sein? Man zieht in Düsseldorf an einem losen Faden und in München läuten die Alarmglocken, während man in Detmold nur mit der Schulter zuckt und alles für eine Fahrt nach Den Haag spricht. Über Winterswijk und Amersfoort natürlich. Alles begann damit, dass eine unserer Töchter, die Düsseldorf-Tochter, vorschlug, die Mondrian-Ausstellung im K20 in Düsseldorf zu besuchen.

Jetzt langsam und vorsichtig: Das K20 ist Teil der Kunstsammlung des Landes NRW. Das Gebäude am Grabbeplatz wurde 1986 eröffnet, was nicht bedeutet, dass Düsseldorf nicht schon früher eine bedeutende Kunstsammlung besessen hätte. Die wurde aber 1805 nach Bayern verschleppt und seither unter dem Dach der Pinakothek gezeigt. Weil allen, bis auf die Bayern, klar war, dass das nicht wirklich fair war, erhielt Düsseldorf Jahrzehnte später eine Art Schadensersatz, der allerdings kaum mehr als ein Taschengeld war.

Als Grabbe von 1834 bis 1836 in Düsseldorf weilte, Künstler halten sich nicht auf, die wohnen auch nicht, die weilen, war die Gemäldegalerie also schon entführt worden. Christian Dietrich Grabbe, war auch kein Maler, sondern ein Trinker, was ihn vermutlich neben allgemeinem Weltschmerz das Leben gekostet haben dürfte. Zwischen zwei Gläsern fand er allerdings auch noch Zeit, das deutsche Drama zu erneuern und alle Bühnen seiner Zeit damit hoffnungslos zu überfordern.

Ach so. Grabbe wurde in Detmold geboren und starb dort auch im Alter von nicht einmal 35 Jahren wenige Häuser von seinem Geburtshaus entfernt. So gesehen hatte er es nicht weitgebracht. Nicht gerade der Liebling der literarischen Salons, nehme ich an und trotzdem erinnert man mit Skulpturen und Straßen oder Plätzen an ihn, was ja auch irgendwie schön ist. Leider habe ich nichts von ihm, sondern nur über ihn gelesen, was wiederum schade ist. Nicht für mich, nur für ihn und ihn stört es wohl nicht mehr.

Also K20 am Grabbeplatz. Vorher aber YouTube gucken: Piet Mondrian. Da gibt es einiges. Klar, sein Werk kennen alle und mögen auch fast alle. Wieder einer von den Niederländern, die mit ihrer Kunst die Welt beeindruckt haben, wieder einer von denen, die ihren Ruhm nicht mehr erleben konnten. In Amersfoort geboren, über Winterswijk und Amsterdam nach Paris, London und schließlich

New York. Was so glamourös klingt, war eher ärmlich. Der Mann hat kaum etwas von seiner Kunst verkaufen können, obwohl er in seinen letzten Jahren durchaus anerkannt wurde.

Ein Einzelgänger und Hungerleider, der davon überzeugt war, mit seiner Kunst das Ende aller Kunst erreicht zu haben und der dann in New York unter dem Einfluss der Metropole und des Boogie Woogies doch noch einen Schritt tat und uns mit Broadway Boogie Woogie und Victory Boogie Woogie zwei Werke hinterlassen hat, die mich staunen machen. Und die beide nicht in Düsseldorf zu sehen sind. Victory Boogie Woogie hat der niederländische Staat für einen gerade noch zweistelligen Millionenbetrag gekauft. Das unvollendete Bild ist in Den Haag zu sehen. Die Ausstellung in Düsseldorf lohnt sich aber auch ohne die genannten Bilder.

Bild: Komposition Nr. III, mit Rot, Blau, Gelb und Schwarz, 1929

Ich möchte den Text ergänzen um eine Stellungnahme von ChatGPT. Dort habe ich den obigen Text eingegeben und bekam die folgende Rückmeldung:

Der Text enthält einige historische und kunsthistorische Fakten, aber es ist unklar, welches Ziel der Autor verfolgt. Es scheint, dass der Autor eine Reise durch verschiedene Städte in Deutschland und den Niederlanden beschreibt, die von der Kunst und Kultur dieser Orte inspiriert wurden. Der Schreibstil ist informativ, aber nicht immer präzise und es fehlt eine klare Struktur oder Übersicht. Empfehlung: Überarbeiten Sie den Text, um eine klarere Botschaft und Struktur zu erreichen. Überprüfen Sie auch die historischen und kunsthistorischen Fakten, um sicherzustellen, dass sie korrekt sind.

Gans unvorsichtig

Quelle: Google

Heute ging die Meldung durch die Medien, dass die FDP ein neues Thema gefunden hat: Kanadagänse. Diese Vögel machen sich in NRW breit, in Düsseldorf sind sie inzwischen so lästig wie Lobbyisten. Da ich nicht in Düsseldorf lebe, gehöre ich nicht zu den unmittelbar Betroffenen, freue mich aber natürlich für die FDP. Drohnen, so hieß es, wolle sie einsetzen lassen, damit die Kanadagänse sich neue Futtergebiete suchen, Köln vielleicht. Weil die Meldung im WDR etwas verkürzt kam, googelt ich sogleich und fand die oben abgebildete Seite, die die Motive der Freien Demokraten doch recht zwielichtig, wenn nicht gar eigennützig erscheinen lässt.

Architektur: mal als Klotz, mal als Detail

 

 

By Luekk (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Das Wort Einschüchterungsarchitektur hat mir schon immer gut gefallen, weil man sich sofort vorstellen kann, was damit gemeint ist. In Düsseldorf habe ich jetzt ein geradezu vollkommenes Beispiel dafür gefunden: den Stahlhof. Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der Stahlwerksverband sich diese Zentrale bauen, eine wahre Kathedrale des Kapitalismus, in der die mächtigen Stahlbarone ihr Stahlsyndikat unterbrachten. Thyssen, Krupp und wer auch immer noch dabei war, zeigten ihre Bedeutung, ihre Weiterlesen

Ey, Dix!

von Frank Vincentz (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

Was brachte den Sachsen Otto Dix nach Düsseldorf? Offenbar war er in Dresden wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich, Conrad Felixmüller, ein Malerkollegen aus Dresden, vermittelt ihm den Kontakt zur  Düsseldorfer Avantgarde-Gruppe Junges Rheinland – und empfiehlt ihn bei Johanna Ey. Und wenn ich auch über Otto Dix schreiben will, ich muss von Johanna Ey erzählen.

Mitte Vierzig ist sie, geschieden, 12 Kinder hat sie zur Welt gebracht, von denen 8 gestorben sind – und nun nimmt sie ihr Leben in die Hand. Weiterlesen

Otto Dix

By Leoni1234 [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

„Der böse Blick“, eine Otto-Dix-Ausstellung, ist noch bis zum 28.05. im K20 in Düsseldorf zu sehen.

Es ist durchaus interessant zu wissen, was diese Ausstellung nicht ist und was Otto Dix nicht war. Beides war mir nicht so klar, wie ich es hier gern behauptet hätte.

Erstens ist es keine Gesamtschau seines Werks, gut, das wäre auch eine sehr große Veranstaltung geworden. Gezeigt werden Arbeiten aus  seiner Düsseldorfer Zeit, die vom Herbst 1922 bis zum November 1925 währte. Das ist ein Ausschnitt seines Werks, aber dieser Ausschnitt ist faszinierend genug, groß genug, um Stunden mit diesen Bildern zu verbringen.

Zweitens, und das war für mich überraschender und ich hätte es besser wissen können, ist Dix kein Pazifist gewesen oder geworden, seine Bilder, soweit sie den Krieg thematisieren, sind keine Antikriegsbilder, sondern es sind Bilder vom Krieg, so, wie sie nur ein Kriegsteilnehmer schaffen konnte. Weiterlesen

Vorstellungsrunde

„Da kommen und gehen sie – Männer, Frauen, Deutsche und Ausländer, Gäste, Besucher … und niemand kennt sie. Ich kenne sie. Ein Blick – hübsch, wenn man sich ein bisschen mit Psychologie abgegeben hat. Ich blättere in den Leuten wie in aufgeschlagenen Büchern.
Kurt Tucholsky: In der Hotelhalle

Irgendwer übernachtete immer in einem Flughafen. Manche strandeten dort, weil sich ihr Anschluss verzögerte, andere, weil sie mit Verspätung eingetroffen waren und den Anschlussflug verpasst hatten. Wenn ein Vulkan oder ein Streik ausbrach, sah es hier allerdings noch ganz anders aus. Dann blieb kein Fleckchen frei, auf dem sich jemand ausstrecken konnte. Marco Leutner glaubte alle Typen von Reisenden zu kennen, denn seine Monitore im Kontrollraum zeigten die Bilder aller Überwachungskameras, die im Abflugbereich des Flughafens installiert waren – und die erfassten jeden, der sich dort aufhielt.

„Die da…“ Marco deutete auf den Monitor rechts oben. „Die Rothaarige.“
„Okay!“ Sabrina Hoppe, Produktmanagerin Videoüberwachung, ließ das Handbuch für einen Moment sinken und warf einen Blick auf die Frau.
„Stephan? Bist du dabei?“ Marco sah zu seinem Kollegen hinüber, der die Monitore im Ankunftsbereich beaufsichtigte.
„Klar. Wen haben wir denn da? Rote Haare… der erste Rothaarige der Bibel war Esau, der sein Erstgeburtsrecht für einen Teller Linsengericht – rote Linsen natürlich – an Jakob verkaufte. Rothaarige sind irgendwie anders, unsere Unbekannte… Kerstin… Ist Kerstin überhaupt eine echte Rothaarige?“

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