wirkung
also kann auch schnee von gestern
mächtig heutig sein
sink ich doch
nach flockenfreier nacht
tief
ins resultat hinein
wie verharscht
und wie verkrustet
mag das morgen sein
Rainer Strobelt
9.2.21
wirkung
also kann auch schnee von gestern
mächtig heutig sein
sink ich doch
nach flockenfreier nacht
tief
ins resultat hinein
wie verharscht
und wie verkrustet
mag das morgen sein
Rainer Strobelt
9.2.21
Ich lehne Dinge nicht einfach so ab, nur weil ich sie eben… äh.. ablehne. Doch, das tue ich auch, jetzt noch rasch ein Argument dafür suchen… Willensfreiheit? Ja, genau. Die sollte doch auch die Freiheit beinhalten, etwas nicht zu wollen. Einfach so nicht zu wollen. Ohne lange Rechtfertigungen. Ohne das nervige „Probier doch mal, du kannst doch sonst überhaupt nicht beurteilen ob…“. Nee. Will ich nicht. Abgelehnt. Winter lehne ich nicht auf diese Art ab, nicht so wie Brathähnchen oder Mario Barth. Leicht angewidert. Nein, Winter habe ich ausprobiert. Nein danke, für mich bitte nicht.
Dabei mag ich Schnee, mochte ihn schon immer. Eis allerdings lieber in einem Schälchen mit Schokoladensauce und einem langstieligen Löffel serviert. Eine geschlossene Schneedecke und munteres Flockengestöber verderben mir die Freude keineswegs, solange die Tür schön geschlossen bleibt und niemand auf die Idee kommt, einen Schneemann zu bauen. Dabei ist das Bauen von Schneemännern die einzige Wintersportart, die ich nicht rundheraus ablehne – und ausgerechnet die wird nicht im Fernsehen übertragen. Drei Kugeln und etwas Deko… ach ja, wie auf meinem Schälchen, nur eben etwas größer.
Erinnert sich jemand? Unglaubliche Schneemengen. Weiterlesen
Trotzdem: Etwas war ja nicht richtig, also zog Finn ins Gästezimmer. Nicht in Annas Zimmer, das stand leer, mit fertig bezogenem Bett und ihren Kuscheltieren auf dem Regal. Das Gästezimmer fand er aufregend, ein bisschen unheimlich vielleicht, weil er die Schatten nicht kannte. Stand da nicht vielleicht doch einer in der Ecke? Und es knackte anders, ganz fremd. Doch während er die Schwärze genau beobachtete, musste er wohl eingeschlafen sein.
Am anderen Morgen waren die Eisblumen wieder da, nicht in Finns Zimmer, nicht in Annas Zimmer, sondern am großen Gästezimmerfenster. Seine Eltern sagten nichts. Es musste ja nichts bedeuten, es konnte ja nichts bedeuten. Eine Unregelmäßigkeit, die es zu beseitigen galt.
Ist vielleicht besser, wenn Finn für eine Weile hier unten bleibt, hatte sein Vater gesagt und seine Mutter Weiterlesen
Ja. Es schneit! Na toll. Es ist kalt draußen. Ich werde, wenn es so weitergeht, gleich auch noch mit dem Schneeschieber den Fußweg freimachen müssen.
Für Radfahrer ist es ein wahres Mistwetter, glatt und gefährlich, schlechte Sicht, weil die Brille keinen Scheibenwischer hat, weil der Schnee, im Unterschied zu einem ordentlichen Regenschauer, waagerecht auf einen zukommt. Und das unabhängig von der Richtung, in der man gerade unterwegs ist. Nicht lange, dann verwandelt sich die weiße Pracht in grauen Matsch, der natürlich ins Haus getragen wird und Spuren hinterlässt, die wieder beseitigt werden müssen.
Aber schön, ja, schön ist es schon.
Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.
Er träumt von künft’ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.
Joseph von Eichendorff: Winternacht
Ja. Ein echter Eichendorff. Winterlich, der Baum im Feld, der vom Frühling träumt. Der Wind, der die Wipfel rüttelt. Alles gut. Aber das passt überhaupt nicht zu dieser optimistischen Eiche, die da stolz an der Ems steht. An einem wunderschön klaren und kalten Wintertag, an dem ich gern noch etwas auf den Frühling warten kann. Ein paar Stunden wenigstens.
Foto: Leonie Voita