
Mir fehlten nur wenige Meter zum Seemann. Nur wenige Schritte trennten mich vom Kapitänspatent auf große Fahrt. Wie anders hätte mein Leben verlaufen können…
Ich wohnte in der Friesenstraße und die Seemannsschule war in der Bergmannstraße. Die Kleine Möwe, die Stammkneipe der Seefahrtsschüler, lag sogar noch näher und dort hätte ich mich sogar ohne Abitur, Fernweh und technisches Verständnis oder Numerus Clausus betrinken können. Habe ich aber nicht. Also ohne Abitur, Fernweh und technisches Verständnis habe ich mich schon betrunken, aber eben nicht in der kleinen Möwe.
Zu meiner Schulbildung gehörte auch nur das Fach Erdkunde, niemals die Geographie. Schon wenn es um Flüsse ging, wenn diese große physische Landkarte aufgehängt wurde, die ohne irgendwelche Beschriftungen, aber mit braunen Gebirgszügen und blauen Flüssen, wusste ich genau, dass ich an meine Grenzen stieß, wenn ich auch nicht hätte sagen können, welche Länder sich jenseits dieser Grenzen befanden. Flüsse gingen gar nicht. Nordsee, Ostsee, klar. Aber die Südsee lag nicht gleich hinter Bayern, nicht mal hinter den Alpen und die Westsee habe ich immer schmerzlich vermisst. Vermutlich ist es auch mein Sinn für Vollständigkeit, geschult bei diversen Runden Autoquartett, der mir den Zugang zur Welt der Seefahrer versperrte. Was zum Beispiel soll es, dass einem Boot oder einem Schiff, der Unterschied ist mir nie klar geworden, gerade mal zwei Seiten zugeordnet werden: Backbord und Steuerbord. Und die auch noch für rechts und links.
Dabei weiß man doch, das rechts ist, wo der Daumen links ist. So lernt das doch jeder, auch ohne Seefahrtsschule. Und kommt mir jetzt nicht mit Bug und Heck, die sind bei mir fest mit Thomas verbunden. Thomas Bug und Dieter Thomas Heck. Ich wäre, schon wegen der klanglichen Nähe, für Sideboard und Keyboard. Wie, Board oder Bord? Wer stellt sich denn wegen eines zusätzlichen Buchstabens an? Und im Englischen fällt dieser Unterschied eh weg. Backboard. Wäre Englisch doch immer so einfach, ein a dazu und fertig.
Ich verzettele mich.
Mir fehlte zum Studium an der Seefahrtsschule neben dem technischen Interesse auch, nein, nicht das Fernweh, das Abitur. Zweiter Bildungsweg, also Fachoberschule, Fachhochschule und danach war es eh zu spät, denn schon als Fachoberschüler habe ich gelernt, was es heißt, seekrank zu sein. Dafür braucht man auch überhaupt keine nautische Qualifikation. Bei der Suche nach der geeigneten Reling helfen Begriffe wie links und rechts, hinten und vorn auch nicht weiter, es geht nur noch um die Windrichtung.
Was bleibt ist das Fernweh.
Au ja, das mit den Folgen der hoffentlich richtigen Wahl der Windrichtung beim Fischefüttern kenne ich – als Nebenmann im „Windschatten“ des sich Übergebenden.
Es roch so – nach Äpfeln und Nüssen…
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Ah, mit dem Nikolaus übers Meer gekommen?
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Ho! Ho! Ho!
Ahoi!
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🚢
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Wenn die Seemannsschule in der Bergmannstraße residierte, ist das Folgende schon mal gut zu verstehen, Erdkunde hin, Geographie her. Daß die Südsee nicht gleich hinter Bayern liegt, nicht mal hinter den Alpen, das ist für uns Norddeutsche nicht normal. Aber, wo Heck ist, dafür haben wir Beweise:
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Kürzlich besichtigte ich eine Waldorfschule. In einem Klassenraum hing am Kartenständer eine Landkarte, wie du sie geschildert hast. Ich erinnerte mich, dass diese Karten mich als Kind haben träumen lassen. Zu deiner mangelnden Seefestigkeit: Wo es nicht zum Schippern über die Weltmeere reicht, da lässt sich Fernweh quasi in Wanderslust ummünzen.
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Mit einigem Vergnügen lassen sich auch Flüsse befahren. Es muss ja nicht gleich eine Flusskreuzfahrt mit Tanztee und Bingospielen sein. Ich muss nicht weit weg, aber weg muss ich schon mal.
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Ich werde auch nie verstehen warum man nicht einfach rechts und links sagen kann. Oder vorne und hinten. Vielleicht ist es ganz gut das du kein Seefahrer geworden bist, sonst würde dir die Zeit zum Schreiben fehlen. Das Fernweh ist gut. Ich glaub das sollte man ab und zu haben. Liebe Grüße
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Ja. Fernweh ist jedenfalls viel schöner als Heimweh und es braucht nicht immer die ganz ferne Ferne. Manchmal muss man nur mal den Kopf lüften und die Beine unter andere Tische stecken.
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Eine Eselsbrücke hat mir auch beim Backbord und Steuerbord geholfen. Backpfeife gibt es auf die linke Wange. Es sei denn der Backpfeifenverteiler ist Linkshänder.
Da ich nie zur See gefahren bin, wegen 🤢🤮 musste ich das Wissen nie anwenden.
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An die See fahren ziehe ich dem zur See fahren auch deutlich vor.
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Das frage ich mich auch. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um Begriffe wie Backbord und Steuerbord zu erfinden, wo rechts und links völlig reicht. Weil rechts und links musstest du ja auch erstmal lernen und vielfach üben, bevor es saß… 😉
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Es klingt gleich kompetenter, wenn man die Welt mit Begriffen beschreibt, die der Alltagsmensch nicht gleich kapiert.
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