Nein, bitte nicht!

Von יצרתי בעצמי – צילום נחום עסיס, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37156958

Interviews und Talkshows mit politischer Prominenz sind ein großes Vergnügen. Für viele Menschen, sonst würden sie ja nicht in so schöner Regelmäßigkeit präsentiert. Für mich nicht. Die Reduktion von  politischen Fragen auf persönliche Entscheidungen löst Würgereiz aus. Nein, ich will niemanden würgen, aber wenn immer aufs Neue die Frage variiert wird, ob Frau Esken und NoWaBo die GroKo brechen wollen und die beiden immer aufs Neue versichern, dass es darum nicht ginge, dann wird Sende- und Lebenszeit verschwendet. Warum kann man nicht über Inhalte reden? Ach ja, die sind für die Zuschauer einer politischen Talkshow vermutlich zu komplex oder einfach uninteressant. Wir wollen das Spektakel. Den Bruch vor laufenden Kameras und Anne Will möchte die Täter auf frischer Tat ertappen. Deshalb bohrt sie nach wie ein Kind, das so gern wissen möchte, was es zu Weihnachten gibt.  Dabei weiß sie, dass ihre Gesprächspartner ihr den Gefallen weder tun wollen noch können, wenn sie nach dem Ende der Sendung noch designierte Parteivorsitzende sein wollen. Doodgeverfde partijleiders, so nennen die Niederländer das. Totgefärbte Parteivorsitzende. Ich werde den Teufel tun und jetzt anfangen, das weiter zu erläutern, aber das Bild gefällt mir. Weiterlesen

Ab durch die Mitte

von Vorwärts (Vorwärts) [Public domain], via Wikimedia Commons

„Zeit für mehr Gerechtigkeit“ fordert ein gewisser Herr Schulz, der in diesem Jahr für die Rolle des Kanzlerkandidaten gecastet wurde, während die Rolle der Kanzlerin ja bereits langfristig vergeben ist. Da inländisch keine geeigneten Bewerber mehr zu finden waren, weil in diesem Jahr der Posten des Vizekanzlers aus der Stellenbeschreibung gestrichen wurde, zudem Oettinger auf seine CDU-Vergangenheit und von und zu Gutenberg auf seine CSU-Zukunft verwiesen hatten, musste rasch eine europäische Lösung her.

Ablösefrei und mit einigen Vorschusslorbeeren kam dieser Herr Schulz aus Brüssel, möglicherweise sogar aus Straßburg, jedenfalls aus einer Stadt, die keinerlei Ambitionen auf die Championsleague hegt. Recht zügig erwies sich, dass die Vorschusslorbeeren in Wahrheit Knallerbsen waren. Selbst die üblichen Schaulustigen, die bei jeder Katastrophe massenhaft auflaufen, wandten sich rasch wieder aufregenderen Ereignissen zu, Steuererklärungen oder Buntstifte anspitzen zum Beispiel. Weiterlesen

Geschenke mit Preisschildern

By CDU [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)%5D, via Wikimedia Commons

Ach, waren das noch Zeiten, als man an der Wahlurne gleich die gesamte abendländische Kultur retten konnte. Jetzt retten wir nur noch die FDP, die Grünen oder die Linken, alle anderen Parteien sind nicht mehr zu retten, nein, falsch ausgedrückt: haben sich längst in Sicherheit gebracht.

Vor dem Hintergrund der gewaltigen Umverteilung von unten nach oben, die in diesem Lande stattgefunden hat, in Anbetracht der Armut der meisten Gemeinden, Städte und Kreise, die zu immer neuen Leistungseinschränkungen bzw. zum selbstverständlichen Verzicht auf eigentlich notwendige Angebote führt (ich verzichte mal auf die Beispiele), unter Berücksichtigung all dessen sehe ich Wahlplakate, in denen die Union mehr Straßen, die FDP bessere Schulen und mehr Polizisten fordert.* Weiterlesen

Vorwärts, egal wohin!

von Bernd Schwabe in Hannover (photograph), Fritz Gottfried Kirchbach (1888-1942, poster) (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder Public domain], via Wikimedia Commons

von Bernd Schwabe in Hannover (photograph), Fritz Gottfried Kirchbach (1888-1942, poster) (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder Public domain], via Wikimedia Commons

„Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas – : vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“

Kurt Tucholsky: 16 Satiren – Kapitel 13

Also wenn das nicht blöd ist! Da regiert Frau Merkel mit ihrer C/D/S/U mit wechselnden Partnern, also in so einer Art politischem Swingerclub und jetzt, wo wir uns langsam daran gewöhnt haben, jede Hoffnung auf Veränderung aufgegeben und das Achselzucken als äußerste Form des außerparlamentarischen Widerstands akzeptiert haben, schickt uns ein gewisser Herr Schulz wieder auf eine emotionale Achterbahn.

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Martin & Julia

Herr Schulz tritt in den Ring

Herr Schulz tritt in den Ring

Eine Schwalbe macht möglicherweise den Unterschied, jedenfalls wenn es um Fußball geht, der Schiedsrichter den Täuschungsversuch nicht bemerkt und Elfmeter gibt. „Ein Messias macht noch keinen Frühling“, das wissen wir, seit Julia Klöckner, gescheiterte CDU-Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz, die Kanzlerkandidatur des Herrn Schulz einzuordnen versuchte. Aus theologischer Sicht könnte diese Aussage möglicherweise als ketzerisch empfunden werden. Martin Schulz, der Messias? Erlöser und Befreier der gesamten Menschheit. Martin Schulz? Und dieser Messias soll nicht in der Lage sein, zu tun, was eine einzelne Schwalbe nicht kann? Einen Frühling machen?

Herr Schulz wird, um in dem auch diesmal Weiterlesen