Jules van der Ley hat sich als Käufer meines Büchskens, wie man hier im Münsterland sagen würde, geoutet und ich kann nicht leugnen, dass ich mich darüber gefreut habe, denn ein Buch macht man ja nicht nur, um es ins eigene Regal zu stellen, sondern es soll in anderer Leute Regale einwandern.
Aber natürlich sitze ich jeden Abend auf dem Sofa, nehme dieses Buch in die Hand und denke, ach, was ist das denn für ein hübsches kleines Buch? Von wem mag das denn sein? Und dann fällt es mir wieder ein und ich werde ein wenig rot. Bald werde ich es einmal aufschlagen und ein paar Zeilen laut lesen und meine Frau wird sagen: Oh, was sind denn das für kluge und unterhaltsame Worte? Und ich werde sagen, dass ich mich zwar nicht mehr daran erinnern kann, ich aber wohl der Autor dieser Texte bin und dann werde ich ein wenig rot. Das ist natürlich gelogen, weil ich nicht einmal bei den unverschämtesten Lügen rot werde, das schafft nur mein Blutdruck und alte Männer, die zart erröten, sind ja auch wirklich kein erfreulicher Anblick.
Wenn schon die Rede von erfreulichen Anblicken ist: Mein Text mit dem Titel 103, der wiederum einen Text von Friedrich Rückert zitiert, wird von einem Kupferstich geziert, der uns einen jungen Rückert zeigt. Wie das so ist, wenn man sich mit etwas beschäftigt, quillt zusätzliches Wissen aus allen möglichen Quellen hervor. Carl Barth schuf den Kupferstich und Rückert redete ihn in seinen Briefen als „mein lieber Freund und Kupferstecher“ an. Das ist schön.
Wir wissen oder können wissen, wie Carl Barth aussah, weil er wiederum von Carl Philipp Fohr gezeichnet wurde. Bei dieser Gelegenheit hat Fohr auch gleich Friedrich Rückert miterwischt und ich muss sagen, dieser Rückert ist mir viel näher, als der in Stahl gestochene, der doch etwas streng und altväterlich wirkt.
Der Rückert, den Fohr in Rom zeichnete, hätte auch mit mir im Seminar sitzen können, wir sahen alle so aus, mit langen Haaren, Bart und einem leicht bekifften Ausdruck. Barth war 1817 bis 1819 in Rom und lernte dort Rückert kennen. Während dieser Zeit muss die Zeichnung entstanden sein, auch wenn auf zeno.org „um 1800“ steht. Fohr wurde 1795 geboren und wenn er auch als bedeutender Künstler seiner Zeit gilt, in römischen Kneipen hat er um 1800 gewiss nicht gezeichnet.
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