Rückert, Barth, Fohr – und more

Rückert, Barth, Fohr – und more

Jules van der Ley hat sich als Käufer meines Büchskens, wie man hier im Münsterland sagen würde, geoutet und ich kann nicht leugnen, dass ich mich darüber gefreut habe, denn ein Buch macht man ja nicht nur, um es ins eigene Regal zu stellen, sondern es soll in anderer Leute Regale einwandern.

Aber natürlich sitze ich jeden Abend auf dem Sofa, nehme dieses Buch in die Hand und denke, ach, was ist das denn für ein hübsches kleines Buch? Von wem mag das denn sein? Und dann fällt es mir wieder ein und ich werde ein wenig rot. Bald werde ich es einmal aufschlagen und ein paar Zeilen laut lesen und meine Frau wird sagen: Oh, was sind denn das für kluge und unterhaltsame Worte? Und ich werde sagen, dass ich mich zwar nicht mehr daran erinnern kann, ich aber wohl der Autor dieser Texte bin und dann werde ich ein wenig rot. Das ist natürlich gelogen, weil ich nicht einmal bei den unverschämtesten Lügen rot werde, das schafft nur mein Blutdruck und alte Männer, die zart erröten, sind ja auch wirklich kein erfreulicher Anblick.

Wenn schon die Rede von erfreulichen Anblicken ist: Mein Text mit dem Titel 103, der wiederum einen Text von Friedrich Rückert zitiert, wird von einem Kupferstich geziert, der uns einen jungen Rückert zeigt. Wie das so ist, wenn man sich mit etwas beschäftigt, quillt zusätzliches Wissen aus allen möglichen Quellen hervor. Carl Barth schuf den Kupferstich und Rückert redete ihn in seinen Briefen als „mein lieber Freund und Kupferstecher“ an. Das ist schön.

Wir wissen oder können wissen, wie Carl Barth aussah, weil er wiederum von Carl Philipp Fohr gezeichnet wurde. Bei dieser Gelegenheit hat Fohr auch gleich Friedrich Rückert miterwischt und ich muss sagen, dieser Rückert ist mir viel näher, als der in Stahl gestochene, der doch etwas streng und altväterlich wirkt.

Der Rückert, den Fohr in Rom zeichnete, hätte auch mit mir im Seminar sitzen können, wir sahen alle so aus, mit langen Haaren, Bart und einem leicht bekifften Ausdruck. Barth war 1817 bis 1819 in Rom und lernte dort Rückert kennen. Während dieser Zeit muss die Zeichnung entstanden sein, auch wenn auf zeno.org „um 1800“ steht. Fohr wurde 1795 geboren und wenn er auch als bedeutender Künstler seiner Zeit gilt, in römischen Kneipen hat er um 1800 gewiss nicht gezeichnet.

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103.

103.

103.

Ein Bruchstück immer ist des einzlen Mannes Wissen,

Das er als Ganzes darzustellen ist beflissen;

Zu loben, wenn er es von innen will ergänzen,

Zu tadeln, wenn mit Schein der Ganzheit überglänzen.

In diesem Fall ist doch, wer lehren will und soll,

Eh alle Fächer noch des Wissens er weiß voll.

Er darf dem Lernenden nicht zeigen seine Lücken,

Mit mehr und minder Kunst muss er denn schlagen Brücken,

Dass alles scheine nur zusammen fein zu hangen,

Vom einen End der Welt zum andern zu gelangen.

Der arme Mann muss sich mit fremden Federn schmücken,

Weil er kein Lehrgedicht darf geben in Bruchstücken.

Friedrich Rückert: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

 

Ich nehme mal an, dass Friederich Rückert in diesem Gedicht über das Schicksal des Lehrers spricht bzw. schreibt, der nie das Ganze wissen kann und doch keine Wissenslücken eingestehen darf und der deshalb mehr oder weniger kunstvolle Brücken schlagen muss, um alles scheinbar sinnvoll zu verbinden. Ich glaube, so habe ich auch gearbeitet. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich zitiere Rückert hier nur deshalb, weil er in diesem Gedicht die Überschrift meines Weihnachtsbuchs verwendet, okay, zugegeben, nicht ganz oder nein, etwas mehr als das, genau einen Buchstaben mehr: „sich mit fremden Federn“ schmücken, heißt es bei Rückert, während ich mit einem schlichten „Ich mit fremden Federn“ auskomme. Aber wie schön es doch ist, schon in einem Gedicht aus dem Jahr 1838 eine Ahnung meines kleinen Büchleins vorzufinden!

Aber wenn ich schon Rückert zu einem Auftritt verhelfe, dann will ich nicht unerwähnt lassen, dass er der Autor der Kindertotenlieder ist, die Gustav Mahler vertont hat. Nicht, dass ich das gewusst hätte, ich habe mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wer diese Texte verfasst hat. Rückert hat die Gedichte nach dem Tod zweier seiner Kinder geschrieben. Ich kann auch ncihts dafür, dass dieser Blogeintrag so plötzlich ins Tragische kippt, aber so ist das Leben.

Ich mit fremden Federn

Ich mit fremden Federn

Es war Jules van der Ley, der mich auf die Idee brachte, ein paar meiner Texte zusammenzustellen und ein Buch daraus zu machen. Das ist schon eine Weile her, aber im Sommer dachte ich mir, ich könnte doch meine weihnachtlichen Texte einmal daraufhin anschauen, ob sie für eine kleine Veröffentlichung reichen.

Sie reichten nicht, also mir nicht, ich kannte sie ja alle schon. Also suchte ich nach Gedichten, die ich so zwischen meine Texte packen könnte, dass sie die Aufmerksamkeit von ihnen ablenken und meinem Buch den erwünschten weihnachtlichen Glanz verleihen würden. Gesagt, getan. Dann war es nur noch die Arbeit von Monaten, all das in ein hoffentlich akzeptables Format zu bringen, die Seitennummerierung hinzubekommen und ein Cover zu gestalten.

Spätestens daran wäre ich vermutlich gescheitert, aber ich habe eine Tochter, die sich mit solchen Dingen auskennt, die lesen und schreiben kann und die Fehler gefunden hat, die ich sorgfältig über den Text verteilt hatte. Ohne Amelies Arbeit wäre das alles nichts geworden und das es jetzt ein schönes Buch ist, also eins, das schön aussieht, liegt an ihrer geschmackvollen Gestaltung des ganzen Covers und nicht zuletzt an der Grafik von kirillslov.

Weil das Buch – Ich mit fremden Federn heißt es übrigens – bei epubli erschienen ist, kann man es dort auf kaufen. Später einmal auch bei Amazon oder im Buchhandel. Also nächstes Jahr in der Weihnachtszeit, falls man mit seinen Entscheidungsprozessen nicht ganz so schnell ist.

Es gibt eine Softcoverausgabe, die schön ist und ein Hardcover, das richtig schön ist. Aber ich nehme es nicht persönlich, wenn nur die preiswertere Softcoverversion bestellt werden sollte. Ja, ich würde es sogar akzeptieren, wenn weder die eine noch die andere Ausgabe gekauft würde, aber das schreibe ich hier besser nicht.

Komm, erzähl was

Komm, erzähl was

Komm, sag ich, erzähl mir eine Geschichte. So funktioniert es ja – wenn es funktioniert, wir erzählen uns die Geschichten, die wir dann weitererzählen. Was für eine Geschichte, frage ich dann meistens, um Zeit zu gewinnen, weil es ja eigentlich egal ist, was für eine Geschichte das wird. Nachts, wenn Elfie nicht schlafen kann, dann erzähle ich ihr auch Geschichten, Geschichten, von denen ich hoffe, dass sie möglichst wenig davon hören wird und wenn ich Glück habe und sie am anderen Morgen frage, was sie denn noch gehört hat, dann sagt sie: Nichts. Darüber freue ich mich, weil das ja der Zweck der Geschichte war, aber es ist natürlich auch ein bisschen schade, denn diese Geschichte ist dann vergangen wie die Nacht. Aber so schade ist es auch wieder nicht, weil es nämlich stille Geschichten sind, langsame Geschichten, in denen eigentlich nichts passiert, Geschichten, in denen ich einen Spaziergang mache oder eine Besichtigung. Ihr müsstet das mal hören, oder nein, vielleicht besser nicht, denn wenn ihr es hören würdet und es würde funktionieren, wie es funktionieren soll, dann würdet ihr spätestens jetzt gähnen und gleich, zwei drei Sätze weiter, ruhig und regelmäßig atmen, vielleicht mit einem kleinen Laut, nein, kein richtiges Schnarchen, aber so ein Geräusch, wie man es nur im Schlaf machen kann. Solche Geschichten sind das, von einem bekannten Weg, bei dem ich mich an jedes Haus und jeden Baum zu erinnern versuche und in fünf Minuten manchmal keine fünf Meter weit komme.

Aha, so eine Geschichte erzähle ich mir gerade, na, das reicht dann aber für heute, sonst schlafe ich dabei ein. Eine andere Geschichte? Eine von einer Reise, einer kleinen Reise, einer, bei der man nachts nach Hause fahren könnte, um dort zu schlafen, oder Socken zu holen, wenn man sie vergessen hat. Nach Nordhorn. Das liegt in der Grafschaft Bentheim und ich finde, das klingt schön. In der Grafschaft. Obwohl ich es mit den Kaisern, Königen, Fürsten und Grafen ja nicht so habe, weder als historische Figuren, die oft keine gute Figur gemacht haben, noch als aktuelle Großgrundbesitzer und Antragsteller. Nein, nicht auf staatliche Sozialleistungen, oder doch, vielleicht könnte man das ja auch so nennen. Millionen für Schlösser, die man verloren hat.

Puh, die Geschichte will ich auch nicht erzählen. Das ist nicht gut für meinen Blutdruck. Doch lieber eine von einem Spaziergang um den See.

Einen See hat Nordhorn auch. Den Vechtesee. Nordhorn ist unspektakulär. Ich hoffe, niemand aus der Grafschaft liest mit. Die Stadt war mal eine ganz große Nummer im Textilgeschäft. Also nicht im Textilgeschäft im Sinne von Tante Emmas Sockenladen. Ich weiß auch nicht, warum ich es heute immer mit Socken habe. Nordhorn produzierte in ein paar Webereien den Stoff für das Land und kaum einer bekam das mit. Nino war der größte Arbeitgeber und so eine Weberei war schon etwas anderes als der kleine Webrahmen, mit dem man in den siebziger Jahren farbige Läppchen produzierte. Meine Schwester machte das, ich kann nichts, was mit Garn und Stoff zu tun hat, na gut, vielleicht „Die Weber“ lesen. Gerhart Hauptmann. So einer bin ich. Praktisch unpraktisch. Das Gelände, nein, eines der Gelände, die nach dem Ende der Textilproduktion in Deutschland zu Industriebrachen wurden, wird gerade wiederbelebt. Entgiftet. Da grübelt man schon, was die Leute tragen mussten. Zum Glück wird das ja nicht mehr bei uns produziert, sondern in Asien. Obwohl ich nicht so genau weiß, zu wessen Glück. Gesünder ist die Produktion wohl nicht geworden, aber viel billiger natürlich und das ist ja auch was wert.

Oh Mann, nachdem ich gerade die Hohenzollern verärgert habe, schlage ich mich jetzt auch noch mit der deutschen Wirtschaft rum. Das ist kein guter Tag für einen Text. Ich lasse das besser und erzähle heute Nacht weiter, bei diesem Baum hatte ich aufgehört, dem mit den Falten um die Füße, der am Ufer des Emssees steht. Gleich neben dem Busch, der jetzt im Herbst noch Blätter hat, so graubraune, ganz unspektakuläre, wie Nordhorn.

Bild: Philippe Jolyet, Public domain, via Wikimedia Commons

Schreiben, lesen, hören, reden

Eigenes Bild

Puh, das ist aber abgelegen. Sage ich, denke ich, höre ich. Muss also stimmen. Obwohl es mit dem Auto mal gerade eine halbe Stunde braucht, um das Westfälische Literaturmuseum Haus Nottbeck zu erreichen. Eine halbe Stunde, das ist doch nicht viel. Um die zu vertrödeln, brauche ich höchstens eine halbe Stunde, wenn nicht weniger. Schön, Nottbeck liegt etwas einsam. Man könnte auch sagen: Es liegt da sehr schön einsam. Ruhig. Still sogar. Spätsommersonne, zwei Gänse watscheln, nee, sie bewegen sich einfach träge über den Rasen vor dem Gartenhaus.

Literaturmuseum klingt komisch, als ließe sich Literatur besichtigen. Ansehen wie Gemälde. Autorenbilder sind tatsächlich auch zu sehen, Bücher, Textauszüge, Geschichte der westfälischen Literatur. Viele Namen, die ich kenne, viele Namen, die ich nicht kenne. Viele Bücher, die ich nicht gelesen habe und wohl auch nie lesen werde. Aber hier begegnen sie mir. Männer und Frauen, die sich mit Sprache beschäftigt haben oder die es drängte, etwas zu erzählen.

Nottbeck pflegt immer auch die Begegnung mit Autoren. Literatur wird Weiterlesen

Vor dem Wigwam zu lesen

Von Paul Kane (1810-71), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1336538

Um eine Geschichte zu erzählen, die Hand und Fuß hat, muss man manchmal, auch wenn sich das eigentlich nicht gehört, das eigene Auge an ein fremdes Schlüsselloch drücken, weil sich jenseits der Tür nicht nur Möbel sondern eine ganze Welt befinden kann. Das stand auf Seite 2 des Lehrbuchs für angehende Medizinmänner und Geschichtenerzähler.

Dass das nur metaphorisch gemeint war, verstand der kleine Indianer, den seine Familie Löwenherzchen nannte, der aber bei allen anderen Kindern als Kleiner Feigling bekannt war, erst, als er feststellte, dass ein Wigwam nicht über ein Schloss, geschweige denn ein Schlüsselloch verfügte. Es hätte schon eines Zauberstabs bedurft, um dieses Problem zu lösen, aber so lernte unser kleiner Indianer gleich noch, was es bedeutet, dass man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen darf.

 

Lauter Leise

Es ist stiller geworden. Das ist vermutlich nicht nur mir aufgefallen. Ich sitze am Rechner und höre Männer, die sich draußen unterhalten. Es dürfte noch stiller sein, denke ich, weil ich, nachdem ich die Stimmen gehört habe, sie nicht mehr nicht hören kann. Als hätte ich meine Ohren wie eine Satellitenschüssel in ihre Richtung gedreht.

Wie still muss es sein, damit ich mich konzentrieren kann? Arno Schmidt war Bargfeld zu laut. Irgendwo habe ich gelesen, er sei bereits um 1 Uhr aufgestanden, um zu arbeiten. Das stimmt so wohl nicht, es war ihm dort, in der Heide, da, wo die Straße aufhörte, tagsüber einfach zu laut.

Jetzt habe ich doch gerade nichts mehr von all den Stimmen draußen gehört, weil ich mich konzentriert habe. Wie ist das nun, kann ich mich nicht konzentrieren, weil da die Stimmen sind, oder sind die Stimmen weg, wenn ich mich konzentriere? Ach, vermutlich gilt mal wieder beides. Es ist nicht der leise Lärm, der mich stört, ich brauche die innere Ruhe und die lässt sich nicht herstellen, indem ich um Ruhe bitte.

Schmidt brauchte Kaffee und Schnaps und Tabletten, um an den Ort zu gelangen, an dem die Wörter sind. Die richtigen Wörter. Ich will da auch hin, auch wenn ich fürchte, dass Schmidt einen Ort kannte, den ich nicht finden werde. Sätze finde ich, gern auch bei dem alltäglichen Sound der Welt, aber Wörter Weiterlesen

Mit anderen Augen

Von Michielverbeek – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5129016

Maarten t’ Hart, der niederländische Schriftsteller, der vor nicht allzu langer Zeit seinen 75. Geburtstag feierte, na, sagen wir: dessen 75. Geburtstag vor kurzem gefeiert wurde, er selbst ist wohl kein Mensch, der Feierlichkeiten schätzt, hat, was sollte ein Schriftsteller auch sonst tun, ein Buch geschrieben und seinen Leser*innen damit ein Geschenk gemacht. De Nachtstemmer heißt es und ist wohl noch nicht auf Deutsch erschienen. Es handelt von einem Mann, der Orgeln stimmt. Es handelt auch von einer Frau und ihrer Tochter. Es spielt, und das ist für mich der Anlass, diesen Text zu verfassen, in Maassluis.

Na und, wird fragen, wer weiß, dass Maarten t‘ Hart aus Maassluis stammt und gefühlt 90 Prozent seiner Romane und Kurzgeschichten dort angesiedelt sind. Wer weder Maarten t‘ Hart noch Maassluis kennt, darf trotzdem weiterlesen, denn es geht mir nicht um Maarten t‘ Hart und auch nicht um Maassluis. Es geht um den literarischen Kunstgriff, mit dem der Autor in diesem neuen Buch ein ganz anderes Maassluis kreiert.

Gabriel Pottjewijd, so heißt der Nachtstimmer, stammt nämlich

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Gemeinschaftsprojekt

Von wetwebwork – Keyboard and Cress, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1576198

Christiane Nitsche, die ich aus dem Buchprojekt über die Vechte kenne, hat ein  Projekt gestartet, ich zitiere mal:

„Die Liebe in Zeiten von Corona“

soll ein Gemeinschaftsprojekt werden – eines, in dem wir einander von der Liebe erzählen, von den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, die sie in der Zeit der weltweiten Krise erfährt. Das Ziel: ein Kanon der Liebe aus allen möglichen Kulturen, damit wir uns später nicht nur an die Schrecken und Ängste erinnern, sondern an das, was uns stark und menschlich macht.
Ich freue mich auf viele Beobachtungen, Erzählungen, Alltäglichkeiten, auf Dramatisches, Lustiges und Unglaubliches, was Ihr dazu zu erzählen habt.

Die Beiträge werden von mir literarisch bearbeitet, anonymisiert und in einem täglich erweiterten Blog veröffentlicht.

Es haben sich schon ein paar gemeldet, die mitmachen. Aber es dürfen gerne mehr werden.
Darum bitte auch gerne teilen!

Kontakt: loveisallyouneed.corona@googlemail.com

Vechtegeschichten: Der Kahn

Eigenes Foto

2018 hatte ich mich an einem Wettbewerb beteiligt. Es ging um Texte, die eine Verbindung zur Vechte haben sollten. Die Vechte, nur noch einmal zur Erinnerung, ist ein Fluß, der… aber das kann, wer mag, auch hier nachlesen.  Jedenfalls wurde auch mein Beitrag ausgewählt und veröffentlicht. Das Buch und die dazugehörigen Lesungen habe ich hier auch schon genügend thematisiert. Jetzt ist der Text online. Wer mag, kann ihn hier lesen.

Ein Abend in Neuenhaus

Dinkelberg43 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, von Wikimedia Commons

 

2018 hatte ich mich mit meinem Text „Der Kahn“ erfolgreich an dem Wettbewerb „Vechtegeschichten / Vechtverhalen“ beteiligt. Ich habe an anderer Stelle darüber berichtet. Am 17.01.19 findet wieder eine Lesung statt, diesmal in Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim. Eintritt frei und für die Besucher gibt es das Buch gleich mit dazu. Das ist möglich, weil die Europäische Union das Projekt gefördert hat. Das bedeutet umgekehrt allerdings auch, dass dieses Buch nicht im Handel erhältlich ist. Man muss schon in die Grafschaft Bentheim oder eine Weiterlesen

Schreibblockade

Left rj [Public domain], von Wikimedia Commons

Der Urlaub war vorbei. Ein Text musste her. Ich betrat mein Arbeitszimmer und setzte mich an den Schreibtisch.  Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war mein Rechner hochgefahren und das Textverarbeitungsprogramm gestartet. Erwartungsvoll legte ich die Finger auf die Tastatur. Nichts. Probehalber drückte ich ein paar Tasten. ASDF JKLÖ.

„Guten Tag, ich bin wieder da.“

Immer noch nichts. Ich sah aus dem Fenster. Grün. Ich sah auf den Monitor. Weiß.

„Hallo? Fertig zum Diktat! Jetzt. Es eilt.“

Stille.

Ich fuhr den Rechner wieder runter, ging raus und kam noch einmal rein. Gleiche Prozedur. Möglichst geräuschvoll. Rechner wieder hochfahren. Finger auf die Tasten.

Stille.

Ich fuhr den Rechner erneut runter, schloss die Fenster und Türen. Es war still, so still, dass ich nichts mehr hörte und mir deshalb auch sicher war, dass ich nichts überhörte. Es sprach nicht. Was war denn während meiner Abwesenheit passiert? Oder mit mir, während der Reise! Das Flugzeug. Natürlich, der Druck in großen Höhen, dass musste es sein, damit hatte ich schon oft Probleme gehabt. Vorübergehend eingeschränktes Hörvermögen. Ich presste meine Nasenflügel zwischen Daumen und Zeigefinger und gab Luftdruck auf die Nase. Ein kurzes Knacken und das Gefühl, das meine Trommelfelle sich nach außen stülpten. Erneutes Lauschen. Wieder Weiterlesen

Schreiben und lesen

Albertus Magnus
von Heinrich Apel, Magdeburg
Foto: Manfred Voita

Es ist schon wieder ein paar Tage her. An einem Dienstagabend war es soweit, das Buch mit den Bildern und Geschichten zur Vechte wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Die im wesentlichen aus den Autorinnen und Autoren, ihren Familien und Freunden, den Vertretern der regionalen Politik und den Menschen bestand, die von Anfang an dabei waren. Nennen möchte ich besonders die Projektkoordinatorin Christiane Nitsche, die auch den Schreibworkshop in Nordhorn geleitet hatte und an besagtem Dienstag durch das Programm führte.

Ein Saal in einem der Gebäude, die einst von der Textilindustrie genutzt wurden, dem Wirtschaftszweig, der Nordhorn auf die Karte der deutschen Industriestandorte gesetzt hatte.

Christiane hatte gefragt, wer bereit wäre, aus seinem Text vorzulesen und ich Weiterlesen

Der Kahn

Foto: Manfred Voita

Meine Schwägerin schickte mir einen Zeitungsausschnitt, natürlich nicht mehr ausgeschnitten, eingetütet, frankiert und so weiter, sondern fotografiert und ab ins Netz. In der Grafschaft Bentheim war ein Kurzgeschichtenwettbewerb ausgeschrieben worden. Thema: Die Vechte. Die Vechte war auch hier schon mal Thema, aber ich bin nicht in der Grafschaft aufgewachsen und fühlte mich nicht angesprochen.

Bis die Ausschreibungsfrist sich gen Ende neigte und meine Frau nach dem Stand meiner Bemühungen fragte. Äh… Also fuhren wir in die Grafschaft und machten uns einen schönen Tag. Spaziergänge an der Vechte, Geschichten und Orte ihrer Kindheit, also nicht die der Vechte, die meiner Frau. An der Vechtequelle waren wir schließlich schon gewesen. Ein Wettrennen mit der Sonne, die es schließlich schaffte, hinter irgendeinem Wald unterzugehen, bevor wir noch einen Blick auf den dicken roten Glutball Weiterlesen

Falsche Freunde

„Wanneer het recht fundamenteel niet met het rechtsgevoel spoort en aanpassing daaraan door oppermachtige belanghebbenden wordt getraineerd, leidt dat uiteindelijk tot een volksopstand. Die zien we dan ook bij de stembus nu.“

Dieser Satz, den Thomas von der Dunk im Volkskrant schrieb, beinhaltet ein schönes Beispiel für „falsche Freunde“, also für Wörter einer Fremdsprache, die einem Wort aus der Muttersprache gleichen bzw. so ähneln, dass sehr leicht ein Übersetzungsfehler entsteht. Im obigen Satz ist es das Wort „getraineerd“.

Am Beispiel von „Ich werde gesehen“ sieht das so aus, dass im Niederländischen das Passiv mit dem Hilfswerb „worden“ gebildet wird. „Ich werde“ wird also zu „Ik word“.

Nun brauchen wir noch das Partizip von „sehen“ = „zien“, dass im Niederländischen „gezien“ lautet. „Ik word gezien“ also.

Alles klar? Gut, dann also zurück zu Weiterlesen

Der Weinende Studentenbote

DBSB

Das Jahr geht zu Ende, wir blicken zurück… bla bla bla. Brauche ich etwa einen anständigen Grund, um hier etwas zu veröffentlichen?

Ja? Gut, den habe ich.

Manchmal führt das eine zum anderen, Jules schrieb über Schrift und Materialität. Ich dachte darüber nach, ob es mir etwas bedeutet, dass ein Text als PDF, als Word-Datei, als Computerausdruck oder als mittelalterliche Handschrift vor mir liegt. Mich, so dachte ich, interessiert der Text.

Wie das so ist, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, fällt einem Information vor die Füße, wo man geht und steht. Der Deutschlandfunk berichtete über die bevorstehdende Abschaltung der Mittelwelle – und ein Kommunikations- oder Medienwissenschaftler erzählte etwas darüber, dass sich hier eben die Weiterlesen