Mittwochabend. Kino in Warendorf. Der Film läuft schon seit einer Woche. Vermutlich hat man im kleinen Kino schon nicht mehr geglaubt, dass noch jemand den Film sehen will. Wir sind zunächst allein in dem Saal, in dem vorn neben der Leinwand ein großer alter Projektor steht. Ja, die gute alte Zeit, in der noch die Wochenschau vor dem Hauptfilm die Funktion einer Nachrichtensendung übernahm, weil es sonst keine bewegten Bilder zu sehen gab. Wochenschaubilder sind auch Teil des Hauptfilms: Der Stern von Indien. Die guten alten Zeiten waren nicht nur bei uns nicht gut, sie waren es auch in Indien nicht. Wieder bin ich überrascht von meiner eigenen Ahnungslosigkeit. Klar, Indien war mal britische Kolonie. Gandhi, Nehru… ja, erkenne ich an der Kleidung.
Der Film beginnt mit einem Satz: Die Sieger schreiben die Geschichte. Die Regisseurin Gurinder Chadha hat sich ganz offensichtlich das Ziel gesetzt, diese Geschichtsschreibung, in dem Fall die britische Lesart der indisch-pakistanischen Geschichte, zu ergänzen, zu korrigieren. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier erzähle, dass am Ende des Films zwei Staaten entstanden sind: Indien und Pakistan.
Wie dramatisch diese Teilung abläuft, welche Folgen das für Millionen von Menschen hat, das zeigt der Film sehr eindrucksvoll, ohne zu einem Kriegsfilm, einem Katastrophenfilm zu werden. Wochenschaubilder aus dem Jahre 1947, schwarzweiß, zeigen die Zerstörungen und Weiterlesen