Ansgar Schulze, seines Zeichens Reiseleiter mit Entertainerqualitäten, erzählte einen Witz. Irgendwas mit Fußball und Sex. Jürgens Sinn für Witze war unterentwickelt. Er konnte sie nicht erzählen und fand sie selten witzig. Aber selbstverständlich brüllte die gesamte Truppe los. 52 Menschen, Bildungsbeflissene, die sich im Bus auf dem Weg durch Sachsen befanden. Auch Jürgens Sitznachbarin, die sich als Samira vorgestellt hatte, einiges jünger und um vieles attraktiver, lachte. So ein leises Lachen, das ihn gleich an Wondratschek erinnerte. Das leise Lachen am Ohr eines anderen. So hieß der Gedichtband. Vermutlich.
„Delitzsch!“ sagte Jürgen und wies mit dem Zeigefinger auf das Schild am Straßenrand, das eine Ausfahrt ankündigte.
„Aha.“
Gut, einen Brüller hatte er nicht erwartet, nicht wie bei Fußball und Sex und dem Herrn Reiseleiter. Aber etwas Aufmerksamkeit, selbst geheucheltes Interesse hätte ihm schon genügt. Für den Anfang. Er redete trotzdem einfach weiter. „Hermann Schulze-Delitzsch stammt hier her. Der Begründer des deutschen Genossenschaftswesens. Falls Sie also ein Konto bei der Volksbank haben sollten…“
„Entschuldigung?“ fragte sie nach. „Mein Konto?“ Weiterlesen