Utrecht, das ist schon mal nicht der Versuch, vergangenen Jahrhunderten zu zeigen, wie gut sie ausgesehen hätten, wenn sie doch nur so sauber und ordentlich wie wir gewesen wären, wie es leider in vielen Städten – deutschen wie niederländischen – der Fall ist, sondern eine lebendige Stadt, die sich ihrer in die Jahre gekommenen Schönheit bewusst ist und trotzdem auch mal ungeschminkt daherkommt. Eine Stadt der Geschichte und Geschichten: Liudger, der erste Bischof Münsters, kam aus Utrecht, Papst Hadrian VI wurde hier geboren und starb 1523 in Rom nach einer Amtszeit von gut 18 Monaten, Hermann van Veen stammt aus Utrecht.
C.S.S Crone? Sagt Ihnen nichts? Dann waren Sie wohl noch nicht in Utrecht. Immer wieder findet man dort nämlich auf Hauswänden seine Texte. In der Nähe der Oudegracht, der sehenswerten Gracht im Zentrum Utrechts, nicht weit vom Dom, liegt De Lichte Gaard, ein kurze schmale Straße.
Bild: Elfie Voita
Dort lesen wir:
„Later stond hij in de Lichte Gaard
naar de sterren te kijken.
Nu had hij bij zijn verdriet
nog de hik gekregen“.
Lyrik zu übersetzen ist ja immer so eine Sache, sinngemäß steht dort:
Später stand er in der Lichte Gaard
und betrachtete die Sterne.
Nun hatte er neben all seinem Kummer
auch noch den Schluckauf bekommen.
Wenn das kein Grund ist, Niederländisch zu lernen und nach Utrecht zu fahren, was dann?
De Lichte Gaard ist übrigens ein Straßenname, der auf einen ehemaligen Garten, den hellen Garten, verweist.
Leider ist im hochdeutschen „Schluckauf“ nicht lautmalend wie das schöne „hik“. Im Rheinland kennt man den Hickeschlick, kurz Schlick, worin sich Verwandtschaft mit Schluck und hik zeigt.
An der Oudegracht habe ich schon gern gesesssen und gut gegessen in Lokalen , die in den ehemaligen werfkelder untergebracht sind. Mir gefäält an niederländische Lyrik und Literatur das innewohnende komische Element, hier die Erhabenheit des Weltalls kontrastiert mit Kummer, der heruntergebrochen wird auf eine unwillkürliche, banale Lebensäußerung wie Schluckauf.
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