Berlin: Chamisso

Foto: Elfie Voita

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„Ich will ganz ohne Prunk und in der Stille in die Erde versenket werden. Es mögen nur ein paar Freunde sehen, wo meine Asche bleibet, und sich niemand sonst bemühen. Soll die Stelle bezeichnet werden, mag ein Baum es thun, höchstens eine kleine Steinplatte. Ich verbiete auf jeden Fall jegliche andere Grabinschrift als meinen Namen, nebst Datum der Geburt und des Hinscheidens.“

ADALBERT VON CHAMISSO

GEB. D. 30 Januar 1781

GEST D 21 AUGUST 1838

Auf dem Friedhof, auf dem sich das Grab E. T. A. Hoffmanns befindet, wurde auch Adalbert von Chamisso begraben. Ach ja, Adalbert von Chamisso, dachte ich, sagte es wohl auch, aber eigentlich war das mehr ein Fall von Namedropping. Ich kannte den Namen, wusste aber nicht (mehr), warum er mir bekannt war. Dass er zu E. T. A. Hoffmanns literarischem Freundeskreis, den Serapionsbrüdern , gehörte, war mir nicht bekannt. Ich hätte mich jedoch daran erinnern können, dass er der Autor von „Peter Schlemihls wurdersame Geschichte“ war. Dieses Kunstmärchen handelt davon, dass besagter Schlemihl seinen Schatten verkauft. Auf dem Klappentext der Billigausgabe in meinem Bücherregal steht, dass Chamisso damit Weltruhm erlangte. „Realismus der Schilderung des Unheimlichen im Alltag“ lese ich weiter… und schon sind wir bei einer literarischen Beziehung zu Hoffmann.

Schlemihl… ich habe immer gedacht, dass die Redensart „ein rechter Schlemihl“ ihren Ursprung in dem erwähnten Märchen hat. Hat sie nicht, sie ist viel älter. Ein Schlemihl ist ein Pechvogel und das Wort teilt seine Herkunft vermutlich mit dem Schlamassel, wie das „Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten“ weiß.

Weil es mir aber hier vor allem um E. T. A. Hoffmann geht, zitiere ich hier, was Chamisso in einem Brief über Hoffmann schrieb:

„Er läßt den Hund Berganza von Cervantes, meinen Schlehmihl und was alles nicht, wieder auftreten, in seinem Klein Zaches, das lieblichste Märchen, mich selbst aber nur für uns.“

Brief von Chamisso an de la Foye

 

 

 

 

 

6 Gedanken zu “Berlin: Chamisso

  1. Friedhöfe mit ihren Gräbern sind doch immer wieder ein Ort an den es sich lohnt zu gehen. Nicht nur wegen der Ruhe und der ganz besonderen Atmosphäre, sondern auch wegen der bekannten oder weniger bekannten Namen, die man dort entdeckt und mit deren Trägern man sich dann beschäftigen kann.

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  2. Nur „Datum der Geburt und des Hinscheidens.“ Erinnert mich an den Büchnerpreisträger Rainald Goetz, der in seinen frühen Texten oft betonte, daß erst das zweite Datum ein Leben sagbar mache, vorher könne man ja noch reden. Am besten miteinander. Das fand ich sehr gut. Vor den Fakten liegt eben das Leben.

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