Zweiter Teil und Schluß
Es klingelte bei Ella Sebener und als sie nachschaute, stand ein gut gefüllter Sack vor ihrer Tür, den sie sogleich in den kleinen Flur ihrer Wohnung zog. Irgendwo in ihrer Wohnung rumpelte es und sie hielt irritiert inne, bevor sie den Sack absetzte, da klingelte auch schon das Telefon und die nette junge Dame von der Prävention, ach, die war ja überhaupt nicht nett und auch keine Polizistin und Ella hätte ihr fast die Meinung gesagt, kündigte an, dass gleich der Kollege vorbeikäme, um ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen, sie möge doch bitte den Sack jetzt vor die Tür stellen. Ach ja, der Kollege sei, um die Ermittlungen nicht zu stören, als Weihnachtsmann verkleidet. Eine gute Idee, wie Ella fand, doch während sie noch den Hörer auflegte und den Sack wieder in Richtung ihrer Wohnungstür zerrte, klingelte erneut ihr Telefon. Lichte. Ihr Nachbar aus dem zweiten Stock. Ach ja. Sie erinnerte sich. An ihn.
Dritter Stock, hatte die Chefin gesagt. Bei Sebeners steht der Sack mit den Wertsachen vor der Tür. Dass die Leute immer noch auf diese Masche reinfielen, dachte Bullen-Timo, wie ihn die Kollegen nannten, weil er sonst immer in Uniform auflaufen und die Schore einsammeln musste. Unglaublich, obwohl doch in jeder Zeitung gewarnt wurde. In der Weihnachtszeit war das Risiko ertappt zu werden gleich noch mal niedriger. Mit dem Weihnachtsmannkostüm war er kaum zu identifizieren und die Maske sorgte für den Rest. Ah, da stand ja schon der Sack. Und jetzt ab.
Die Absprache, Herr Lichte? Nein, hatten sie etwas vereinbart? Nicht schlimm, der Sack mit den Geschenken für Theo? Ja, klar. Ella erinnerte sich. Es rumpelte wieder, was das wohl war. Ja, sie würde den Sack gleich reinholen und dann wieder herausgeben an den Weihnachtsmann. Ihr war etwas schwindelig, als sie auflegte. Jetzt nur nichts verwechseln, dachte sie. Der Sack, den sie gerade reingeholt hatte, musste wieder vor die Tür, den von Lichtes musste sie dafür hereinholen. Sie zerrte den Sack weiter zur Tür, öffnet sie – und da war nichts. Kein Sack. Sie schloss die Tür, öffnete sie erneut und da war immer noch kein Sack. Sie griff zum Telefon.
„Lichte“, meldete sich eine Frau. Ella musste sich erst sortieren, dann erklärte sie, dass da kein Sack war, obwohl doch Herr Lichte sie deshalb angerufen habe. Sie hörte, wie sich ein Stockwerk tiefer eine Tür öffnete, bestimmt Herr Lichte, der jetzt den Sack hochbringen wollte.
„Frohes Fest.“ Der Weihnachtsmann kam aus dem dritten Stock und der Sack, den er mit sich trug, war eindeutig der, den Theos Vater gerade nach oben getragen hatte.
„Daniel?“
„Nee, das muss ein Irrtum sein“, ertönte eine Stimme, die Weiterlesen