
Den Helder liegt im Kop van Holland, ist also der nördliche Zipfel der Provinz Noord-Holland. Heute kennen viele den Ort, weil dort der Fährhafen für Texel liegt. Den Helder bietet sich aber auch als Reiseziel an für alle, die genug haben von diesen hübschen niederländischen Städtchen mit Grachten und Giebelhäusern aus dem 17. Jahrhundert, mit Glockenspielen und lebhaften Straßencafés, Wochenmärkten mit nieuwe Haring, blühenden Tulpen und Poffertjesständen. Es muss doch auch mal anders gehen.
Nicht gleich so wie in Rotterdam, wo die Niederlande ein bisschen aussehen wie Frankfurt. Das ist okay, Amsterdam sieht auch so aus und Den Haag, aber nicht mal Frankfurt sieht aus wie Frankfurt, sondern wie London oder New York oder wie irgendwelche Städte in China. Ich kann nicht mal sagen, dass mir solche Städte nicht auch gefallen, doch, kann ich. Sie gefallen mir nicht, also manches schon und keineswegs nur die Ecken, die so tun, als seien sie echt. Es gibt spannende Architektur und es gibt großkotzige Architektur und Architektur, die nur noch auf die Welt herabzuschauen scheint, Häuser wie Goldberge und Münzstapel, die aussehen, wie begehbares Geld, die uns zeigen, wo oben und wo unten ist.
Den Helder ist anders. Ja, auch Den Helder hat eine großartige Geschichte hinter sich und es gibt Zeugnisse dieser wehrhaften Zeiten, aber Den Helder sieht im winterlichen Regen des Jahres 2022 bzw. 2023 aus, als habe man vergessen, es ordentlich wegzuräumen. Es gibt Wasser, es gibt den Hafen, es gibt Museen. Richtig leckere Fritten. Aber es gibt eben auch Den Helder. Ein Einkaufszentrum mitten in der City, in dem es fast keine Läden mehr gibt. Leerstand, Abriss, Verfall. Es regnet. Ein Hippster-Café, unsere Töchter mögen das, lecker Kaffee, der auch noch gut aussieht. Keinen Kaffee für uns, überhaupt keine Heißgetränke, Stromausfall. Kann natürlich überall passieren. Passiert aber in Den Helder.
An anderen Tagen, in einer anderen Jahreszeit oder einem anderen Jahrhundert, mag Den Helder einen rauen Charme zeigen, wir fahren mit dem guten Gefühl, dass auch in Holland nicht alles glänzt und eine Stadt auch mal aussehen darf wie unser Schuppen.
Photo: Lars van der Heide, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
(Ja, es gibt da auch nette Leute, freundliche Mitarbeiter einer Kfz-Werkstatt zum Beispiel, die uns mit Kaffee versorgten, während sie unser Auto checkten und feststellten, dass alles überhaupt nicht schlimm war)
Den Helder war einer der Ausgangspunkte meiner Weltumsegelung- und dadurch unvergesslich … 🙂🐬 Danke für die Erinnerung …
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„nett“- schon siebenmal gelesen, das hier noch nie!
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Köstlich, sehr amüsant, genau so ist Den Helder heute. Früher sind wir öfter mal durch die City gebummelt, macht heute keinen Spaß mehr. Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben, vielleicht ist das Städtchen irgendwann mal wieder typisch niederländisch im besten Sinne des Wortes …
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Es passiert ja auch was. Offenbar haben die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Stadt noch nicht aufgegeben. Und man kann ja noch immer nach Texel oder Julianadorp fahren!
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Ich fahre dann doch lieber nach Haarlem, Delft oder Aalten, um mich an genau dem zu erfreuen, an dem ich mich schon mein ganzes Leben erfreue, nein, erst seitdem ich vier Jahre alt war und zum ersten Mal in Amsterdam. Und nach Den Helder schicken wir den Fotografen, der heute in der Zeitung seine Faszination für lost places zum Besten gibt. Den Helder wäre dann wohl ein almost lost place.
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Auch am IJsselmeer gibt es viele hübsche Städtchen. Hoorn zum Beispiel. Alkmaar ist schön und lebendig. Den Helder ist wie das Stück Brot, dass man zwischen Delikatessen isst, um den Geschmackssinn wieder zu schärfen. Nicht schön, aber zweckmäßig.
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