
Von Elkawe – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10985278
Die Sonne schien, es war warm und für den folgenden Tag war Regen angekündigt. Wir luden die Räder auf den Fahrradträger. Wie leicht sich dieser Satz schreiben lässt. Na, irgendwann waren wir damit fertig und fuhren nach Bad Essen. Beim Frühstück war das noch nicht klar, da stand nur fest, dass es nicht einfach nach Telgte oder Beelen gehen sollte. Osnabrücker Land, hatte ich vorgeschlagen und dann nach geeigneten Rundstrecken geguckt. BE 3 – rund um Bad Essen schien zu passen. Gut 60 Kilometer mit dem Auto, dann gut 40 Kilometer mit dem Rad.
Auf dem Weg nach Bad Essen hörten wir Joachim Meyerhoff. Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Falls jemand die autobiografischen Texte Meyerhoffs nicht kennt: Ja, es gibt die melancholischen und schmerzhaften Stellen, aber es ist auch urkomisch. Meyerhoff liest seine eigenen Texte vor Publikum und er kann lesen und schreiben. Nicht im Sinne der Beherrschung von Kulturtechniken, sondern der Mann ist ein toller Erzähler, der eigentlich Schauspieler ist.
Gut, wir fuhren nach Bad Essen. Um das ungefähr zu verorten: Wiehengebirge, Teutoburger Wald, Mittellandkanal, Hase, Hunte. Zu kleinteilig? Niedersachsen. Norddeutschland. Deutschland. Europa.
Viel schönes Fachwerk mit markanten Türen, Toren eher, die ein wenig an die Form eines Apfels denken lassen. Bei Gelegenheit sollte ich die mal fotografieren. Schlösser und blühende Rapsfelder rechts und links des Weges, der recht gut markiert war. Trotzdem schafften wir es, uns einmal ordentlich zu verfahren und die Strecke um gut 10 Kilometer zu verlängern. Google half uns zurück auf den richtigen Weg. Kleine Pause in Wimmer. Da gibt es eine hübsche
kleine Kirche und die Wimmer-Schule. Dann hoch ins Wiehengebirge. Ohne E-Bikes hätten wir die Route nicht gewählt und mit diesen Teilen ging es auch. Allerdings erinnerte die Qualität der Wege hier an Mecklenburg-Vorpommern kurz nach der Wende. Schlagloch an Schlagloch.
Aber hier, im alten Westen, also eigentlich ja im Norden? Schlaglöcher, die so groß waren, dass man sich über ihre Länge unterhalten konnte, während man sie passierte, die so groß waren, dass sie auf den örtlichen Karten verzeichnet und zum UNESCO-Weltkulturerbe angemeldet wurden. Schlaglöcher, die noch voller Wasser standen, während das Land nach Regen lechzte. Ich nehme an, dass es im Landratsbüro einen Mitarbeiter gibt, im Amt für Wasser und Schifffahrt, der, nachdem er die Anträge auf Angelscheine für diese Schlaglöcher geprüft und abgelehnt hat, das Befahren mit kleineren Wasserfahrzeugen wohlwollen prüfen wird und zwei kräftige Burschen aus dem Bauhof dauerhaft damit beauftragt, den Wasserstand zu prüfen und gegebenenfalls zu regulieren.
Zack, bei all meinen Tagträumereien hatte ich nicht gut aufgepasst und schon war es passiert. Beziehungsweise: Es war nichts passiert, noch mal gut gegangen, nur hart aufgesetzt, keine Schäden an Mensch und Material.
Immer wieder Schilder, die nach Bad Essen zeigten. Und Radwegweiser, die in die andere Richtung zeigten. Rauf und runter. Saurierspuren, Millionen Jahre alt, ganz in der Nähe. Die konnten warten, denn langsam kriegten wir Appetit. Dann eine ganz lange Abfahrt, ganz ganz lang, bis tief hinab nach Bald Essen.
Schlaglöcher, die so groß sind, dass man sich über ihre Länge unterhalten kann, während man sie passiert, …
Hervorragend anschaulich!
Gerne gelesen deshalb!
Gruß von Sonja
LikeGefällt 2 Personen
Danke. Radfahren macht ja immer die Kopf frei, außer vielleicht im Stadtverkehr. Da geraten die Gedanken ins Schwingen und beobachten lässt sich vieles.
LikeGefällt 1 Person
Als Antiradlerin bin ich für das alle Radfahrer auf Feldwege mit ganz viel Sand ausweichen müssen. Aber das du, so gefährliche Kraterlandschaften durchqueren musst, finde ich gemein.
LikeGefällt 1 Person
Feldwege mit Sand, ja, die kenne ich auch aus Mecklenburg-Vorpommern. Die waren teilweise sogar als Ostseeküsten-Radweg gekennzeichnet. Aber ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen, auch wenn du Radfahrern nicht sehr gewogen bist, oder gerade weil du Radfahrern nicht gewogen bist.
LikeGefällt 1 Person
A watt, Schlaglöcher! Gegen Bad Essen, gegen Wimmer, gegen Barkhausen habe ich in den 70ern und 80ern Fußball gespielt. Blutgrätsche statt Schlagloch. Echte Saurierspuren. Freilich, im Schwimmbad belobhudelten die Fußballer alle die schönen Mädchen dieses Kurort im Altkreis Wittlage (WTL). Weiteres möchte ich verschweigen. 😉
LikeLike
Witzig war auch, daß die erste Freizeit meines Stadtgymnasiums (Osnabrück) dann 1972 ausgerechnet in die Jugendherberge nach Bad Essen führte, quasi nach Hause. Mehr Pech geht eigentlich gar nicht. Wir hatten die Mundorgel dabei, viel Witz im Gesang und Dr. Kollmann (Englisch/Deutsch/Klassenlehrer). Letztlich sind wir bis Leckermühle gekommen, die Varusschlacht nebenan (Kalkriese) war damals noch unbekannt. – Und: Von Bad Essen Richtung Melle ging damals schon der Hillclimb/das Bergrennen Osnabrück, bis heute ein Klassiker (YT).
LikeGefällt 1 Person
Heimspiele haben dann erst später ihren Reiz entwickelt, nehme ich an.
LikeLike