17 Uhr

Bis gestern gab ich mich noch der Illusion hin, dass sich keiner für mich interessiert. Ja, offen gestanden bedauerte ich das sogar. Nicht, dass ich gleich rich and famous hätte sein wollen. Ich bin ja bescheiden, reich zu sein hätte mir schon genügt, bis Kevin Kühnert mir und allen anderen Reichen oder zumindest potenziell Reichen, und das sind wir ja wohl alle, den Spaß am realen oder wenigstens virtuellen Reichtum vergällte. Aber ein wenig Ruhm, gut, wenigstens Aufmerksamkeit, wünschte ich mir schon. Heimlich. Damit ist es aus. Mit der Heimlichkeit. Also jetzt nicht, weil ich das gerade hier herausposaune. Ich weiß schon, welche Reichweite ich mit meinen Beiträgen erziele. Was also ist geschehen?

Ich war auf dem Heimweg, hatte ein paar Stunden gearbeitet und dann den Zug genommen. Übervoll. Nicht ich, der Zug. Unterwegs mit vielen anderen, die auch irgendwo hin wollten. Komisch, das überhaupt noch irgendwer da ist, wenn überhaupt alle immer gerade irgendwo hin wollen. Aber egal. Ich denke so vor mich hin, was manchmal hinderlich ist, wenn man ein Hörbuch hört, weil man eventuell nicht mehr weiß, ob es die eigenen Gedanken sind, die man da gerade denkt oder ob man nur denkt, dass man denkt. Und auf einmal denke ich an Buffalo Soldier. An das Lied von Bob Marley, nein, nur an das Lied, Bob Marley habe ich nicht mitgedacht. Den Hintergrund des Liedes, also die Tatsache, dass in den USA ehemalige Sklaven als Soldaten gegen die Indianer eingesetzt wurden, hatte ich nur vage in Erinnerung. Nicht mal den Titel kriegte ich ganz auf die Reihe. Dann, eine halbe Stunde später, war ich zuhause. Das Radio lief. Buffalo Soldier.

Zufall? Pah! Meine Frau hatte am gleichen Tag an Valerie gedacht. Einen Song von Steve Winwood. Und prompt erhält sie im Radio nähere Auskünfte zu diesem Song, etwa die Information, dass nicht Winwood den Text geschrieben hat, sondern Will Jannings und das es sich bei Valerie wohl um Valerie Carter gehandelt habe, die 2017 gestorben ist. Also bitte! Zwei Songs, zu beiden ergänzende Informationen im Radio. Das ist doch wohl offensichtlich: Wir werden abgehört. Nein, nicht unsere Telefone, wir haben ja nicht mal miteinander telefoniert. Das war so eine Siebziger-Jahre-Ding, im Sinne von: Pass mal auf, ob es in deinem Telefon komisch knackt und ob du manchmal eine Art Echo hörst. Nein, schlimmer, offenbar hören die unsere Gedanken ab. Wer? Keine Ahnung. Und wir sollen wissen, dass es passiert, deshalb die Sache mit dem Radio. Das Spiel ist aus. Sie haben mich am Wickel. Noch ein Test. Ich denke jetzt mal an die Uhrzeit und wenn die gleich im Radio angesagt wird, dann…

9 Gedanken zu “17 Uhr

  1. Jetzt wo du es sagst….unheimlich. Andererseits ganz praktisch. Ich denk jetzt über die heutige Regen Wahrscheinlichkeit nach und dann mach ich den Radio an. 😊

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  2. Ähnlich ging es mir in Hamburg, wo in der Wohnung meines Sohnes Google music lief, „zufällig“ ausgewählte Musik. nach einer Weile wunderte ich mich, nur noch Titel von belgischen Rockbands zu hören. Zu Hause höre ich ja immer den flämischen Sender Studio Brussel und kenne mich in der reichen belg. Musikszene gut aus. Ich vermute, Google hat den Standort meines Smartphones geortet und dann entsprechende Musik eingespielt. Hinter unserem Rücken passieren Dinge. Früher hätte man gesagt, es handelt sich im von dir berichteten Fall um einen von Synchronizität, wie C.C. Jung solche Phänomene genannt hat. Aber heute sind eher heimliche Vernetzungen technischer Natur im Spiel.

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  3. Der liebe Manfred, denke ich, macht sich bestimmt Sorgen, dass sich keiner für ihn interessiert, weshalb ich mich unverzüglich aufmache, seinen Blog aufzusuchen.
    Und was lese ich? Ja, quasi Gedankenübertragung.
    Es ist zum Fürchten … 😉

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