Ich mag Inseln, besonders solche, die keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass ich mich auf einer Insel befinde. Juist ist so eine Insel. Sie misst an ihrer breitesten Stelle gerade mal 800 Meter.
Die Redensart „auf Sand gebaut“ trifft für Juist zu 100 Prozent zu, es ist nicht mehr als Sand, was da bei Wind und Wetter der Nordsee trotzt und oft genug hat die See sich ein Stück der Insel geholt. Ein großes Stück. Eine ganze Reihe von Sturmfluten hat die heutige Form der Insel geprägt und jede ganz normale Flut nimmt im Westen Sand mit, um ihn im Osten wieder anzuspülen.
Das passiert auf vielen Inseln, auf Juist sieht man es, wenn man nur weit genug nach Westen wandert. Irgendwann hören die Wege auf und der Strand wird schmal. Dünen sehen wie angebissen aus, Wurzeln finden keinen Halt mehr, der Strand ist übersät mit Brocken und Bröckchen, die wie Steine, wie gepresster Torf, wie Holz aussehen und nichts anderes sind als Teile der Insel. Ein Puzzle, das im Osten wieder zusammengesetzt wird. Gut, das Bild ist zu romantisch, was da im Westen abgetragen wird, wird von der See geschliffen, zerlegt, gemahlen und im Osten als Sand angeliefert.
Es ist fast ein wenig unangenehm, Mutter Natur so bei der Arbeit zu erwischen, also weiter, um die nächste schmale Stelle, eine, die bei Flut ganz sicher nicht begehbar ist und dann tut sich eine große… was für ein kleines Wort für diese Fläche… eine unüberschaubar große Sandfläche auf, ein Zwischending aus Meeresboden und Insel, salzwassergetränkt und muschelgepflastert, fest und warm im Sonnenlicht. Eine Nordseewüste, flach, ohne einen Grashalm, ohne irgendetwas, das höher als eine Muschel wäre. Dahinter, weiter im Westen, mehr zu ahnen als zu sehen, das Meer. Gleich hier, rechts und links, also im Norden und im Süden die Nordsee. Zu hören und zu sehen. Etwas weiter im Süden liegt Memmert, die Vogelinsel. Große Schwärme kleiner Vögel veranstalten unglaubliche Flugmanöver, wie Rauch, wie eine choreografierte Massenflugschau, ziehen sie über den Himmel. Wind, der den Sand aufnimmt, mitnimmt. Auch wenn da noch andere Menschen sind, nur wenige, die es hierher verschlagen hat, ist es einsam hier, verlassen, zugänglich und doch unserem Zugriff entzogen.
Da ist es schön, dass ein paar hundert Meter weiter ein Gasthaus lockt, Tee mit Kluntje und Rosinenstuten mit einem dicken Stück Butter.
Dieser Rosinenstuten mit dick Butter auf der Domäne Bill ist ein Muss op Juist. Ich mag diese ostfriesischen Inseln. Drum bin ich auch jedes Jahr mindestens twee mol da.
Wat mutt, dat mutt.
Lieben Gruß!
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Ich war zum ersten Mal auf Juist. Ich weiß nicht, ob mir die Insel mit mehr Menschen gefallen würde, Ende März war das genau richtig.
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Meine Freundin fährt da oft hn. Ohne Auto. Ohne Führerschein. Ohne jede Zivilisation. Aber mit Hund. Und mit Glück zurück.
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Wir wollen auch wieder hin. Wieder im März, bevor die Insel noch voller ist. Schon Ende März war da für meinen Geschmack ziemlich viel Betrieb. Soweit man von Betrieb sprechen kann, wenn man ab und an einem Pferdefuhrwerk ausweichen muss.
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Der Handwerker in mir rebelliert. Insel-Pfusch. Man sollte die Konturen vernünftig mit Beton nachziehen, dann hätte das Hand und Fuß. Mutter Natur sollte man sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und grünen und blühen lassen.
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Wo rohe Kräfte sinnlos walten
kann kein Beton die Insel halten.
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Klingt nach einem Ort, an den ich gerne mal fahren würde.
Inklusive Rosinenstuten. 🙂
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Unbedingt. Und ohne Rosinenstuten geht nicht!
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Danke für die Impressionen von Juist. Dort war ich noch nicht. Laut Karte ist nur ein Strich vor der Küste, aber mit 16,43 km2 dann doch größer als das winzige Baltrum. „Mutter Natur so bei der Arbeit zu erwischen“, gefällt mir.
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Ich hatte bisher auf keiner anderen Insel das Gefühl, dass das Meer immer in der Nähe ist. Auf Norderney kann man es vergessen, auf Ameland auch. Juist lässt da keinen Zweifel aufkommen.
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Da beruhigt es, dass es für den Notfall einen Flughafen gibt, was aber bei einer Sturmflut auch nichts nutzt. 😉
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Die Geschichte der Insel zeigt ja, dass es viele dramatische Fluten gab. Ich mag Wind und Regen und die See, aber eigentlich mehr als dekorativen Hintergrund für einen Strandspaziergang mit anschließender Pause.
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Von Bant, einer Nachbarinsel von Juist ist nach einer Sturmflut nur noch eine Sandbank übrig geblieben.
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Auf Juist gibt es den Hammersee, der entstand, als eine Sturmflut die Insel zerriss. Der See wurde praktisch eingedeicht und ist jetzt ein Brackwasserspeicher und Naturschutzgebiet.
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Inseln, mag ich auch, besonders „unsere“ größte, obwohl Freund Frank sagt, Sardinien sei top. Aber der redet auch aus Wolbeck, wo eh kein Münster mehr ist. 😉 Nordsee – Ostsee, das ist die Wahl zwischen Theodor Storm und FC Hansa Rostock. Na, dann lieber zum letzten Oberligameister! Und Sprung in die Prorer Bucht!
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Storm und Husum lasse ich mir durchaus auch gefallen. Ich mag mich nicht entscheiden. Wenn ich an die Ostsee fahre, fehlt mir die Nordsee – und umgekehrt.
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Herzlich willkommen auf meinem Blog! Schöne Seiten haben Sie! ✋📝👍
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Danke gleichfalls.
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👍🆒✋
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„Tee mit Kluntje und Rosinenstuten mit einem dicken Stück Butter.“ hört sich verführerisch an 🙂
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Das ist es definitiv. Ein bißchen Sonne und viel Wind, ein langer Spaziergang und dann….
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Ich beneide Dich gerade (ein bisschen ;-))
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