Schreiben und lesen

Albertus Magnus
von Heinrich Apel, Magdeburg
Foto: Manfred Voita

Es ist schon wieder ein paar Tage her. An einem Dienstagabend war es soweit, das Buch mit den Bildern und Geschichten zur Vechte wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Die im wesentlichen aus den Autorinnen und Autoren, ihren Familien und Freunden, den Vertretern der regionalen Politik und den Menschen bestand, die von Anfang an dabei waren. Nennen möchte ich besonders die Projektkoordinatorin Christiane Nitsche, die auch den Schreibworkshop in Nordhorn geleitet hatte und an besagtem Dienstag durch das Programm führte.

Ein Saal in einem der Gebäude, die einst von der Textilindustrie genutzt wurden, dem Wirtschaftszweig, der Nordhorn auf die Karte der deutschen Industriestandorte gesetzt hatte.

Christiane hatte gefragt, wer bereit wäre, aus seinem Text vorzulesen und ich hatte mich natürlich gemeldet. Wie ich das immer mache. Als dann der Ablaufplan kam, stand mein Beitrag an vorletzter Stelle. Es ist doof, wenn man den Anfang machen soll, es ist noch doofer, wenn man nicht den Anfang machen soll.

Nicht, dass ich groß unter Lampenfieber leide, Lampen machen mir überhaupt nichts aus. Ich setze oder stelle mich auch gern vor eine Gruppe von sagen wir mal 20 Leuten und rede drauflos. Oft sogar. Das ist mein Job und die Leute können ohne gute Entschuldigung auch nicht weg, weil es Umschüler sind.

Gut, die Anwesenden in Nordhorn konnten auch nicht weg, Häppchen und Getränke gab es erst im Anschluss. Ich habe also tapfer gelesen, bin nicht von der Bühne gefallen und habe auch nicht die Stehlampe umgeworfen, all die Szenarien, die ich mir überlegt hatte, während ich auf meinen Einsatz wartete. Freundlicher Beifall.

Okay, Jubelstürme wären auch nur für einen vollständigen Text angemessen gewesen. Einen Textausschnitt vorzulesen ist ja ein bisschen so, wie jemanden nur einmal am Joint ziehen zu lassen. Da wird keiner high und es gibt null Suchtgefahr.

Als ob das so wäre, wenn man meine Texte vollständig liest. Mit Aufklebern wie: Lesen gefährdet Ihr inneres Gleichgewicht. Oder: Literatur kann langfristige Folgen für Ihr Gehirn haben. Hey, vielleicht sollte ich damit aufhören Geschichten zu schreiben und stattdessen Aufkleber texten.

12 Gedanken zu “Schreiben und lesen

  1. Ich erinnere mich, hier etwas von dir über die Vechte gelesen zu haben. Einzelheiten weiß ich nicht mehr, aber ich finde schon immer gut, wie du mit wenigen Worten eine Stimmung zaubern kannst. Derlei wird sich bei der Lesung eines Textauzsschnittes auch vermitteln. Darum herzlichen Glückwunsch!

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      • Das erwartet vermutlich niemand. Umgekehrt ist es beim Poetry Slam. Fast alle diese jungen Leute waren sicher in der Schule in der Theatergruppe und habe entsprechende Bühnenerfahrung. Mich hat das krasse Missverhältnis zwischen schwachbrüstigen Texten und perfektem Vortrag am Ende nur noch genervt. Ich bekomme viel lieber einen guten Text einfach nur vorgelesen.

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      • Meine Vorleseerfahrungen beschränkten sich zunächst auf die Gute-Nacht-Geschichten für meine Töchter, die das vermutlich irgendwann nur noch ertrugen, weil sie wußten, dass ich die Kinder- und Jugendbücher für mich allein nicht gelesen hätte. Aber ich genieße es schon, wenn ein Text gut vorgelesen wird, wenn jemand also ein Gefühl für Timing hat und vielleicht sogar Freude daran, den Text zu lesen. Eigene Texte, vor allem, wenn man sie für so eine Gelegenheit extra geübt hat, sind ja soooo langweilig.

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  2. Textausschnitte zu lesen ist nicht leicht. Alleine schon die Auswahl ist schwer. Mit meinen Kurzgeschichten tue ich mich da leicht und musste nur einmal aus einer geschlossenen Erzählung Fragmente auswählen. Am liebsten hätte ich die Lesung einfach auf fünf Stunden angesetzt und alles genommen.
    Geht natürlich nicht. Ich war eh zu lang. Das merkt man, wenn die ersten zum Rauchen rausgehen, während man noch liest.
    Was wollte ich eigentlich schreiben….ach ja, dass ich dich irgendwann sehr gerne mal live hören würde.

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  3. Pingback: Ein Abend in Neuenhaus | Manfred Voita

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