Sitz, Hase

Die Natur hat neben vielen Vorteilen, die mir jetzt nicht so schnell einfallen, auch eine Menge Nachteile. Sie ist ungeduldig. Gut, das gilt jetzt mehr für die belebte Natur und um es gleich noch weiter einzugrenzen, für die Fauna. Also die Tierwelt, um hier keine Verwechslungen mit der griechischen Götterwelt aufkommen zu lassen. Von wegen Faune und so.

Ja, ich weiß auch, dass nicht gleich die ganze Welt der Tiere ununterbrochen herum hüpft. Faultiere, Schildkröten und Schnecken sind vermutlich nicht allein mit ihrem Schongang. Aber gestern in, nein, um Deventer herum war die Fauna schon recht hektisch. Wir hatten uns eine Radtour ausgesucht, die Landgoederen fietsroute Deventer-Olst. Rittergüter und Herrenhäuser in reizvoller Landschaft. Wenn man weitgehend flaches Grünland für reizvoll hält.

Ich tue der Region damit unrecht, soweit man eine Landschaft beleidigen kann, die Gegend ist abwechslungsreich, manchmal. Die Route führt durch Wälder und kleine Dörfer, an Kanälen entlang durch ausgedehnte Weidegebiete.

Da… ein sehr großer Raubvogel, ein… weg. Etwas später springt etwas am Wegesrand auf, ein Hase? Nein, gleich noch einmal, ein Stückchen weiter den Weg hinab, dasselbe Tier, ein kleines Reh. Nein, nicht Bambi, also nicht mit weißen Punkten oder großen Augen, so nah sind wir dem Tier auch wieder nicht gekommen. Weg. Ab in den Wald. Gleich darauf flüchtet ein Eichhörnchen den Baum hinauf, gerade mal der buschige dunkle Schwanz ist zu sehen. Ein paar Minuten weiter steht ein wirklich großer Reiher direkt am Wegesrand…stand, mit trägen Flügelschlägen ist er weg, schnell weg aus der Reichweite unserer Kameras.

Nichts, aber auch nichts hält an, um sich mit uns gemeinsam ablichten zu lassen. Andere Länder haben geduldigere Tiere.

Dann, endlich ein Kontakt. Kühe. Ja, ich höre es förmlich: Nur Kühe. Etwas mehr Geduld, bitte. Der Bauer, der nebenan mit seinem Traktor Silo fährt, keine Ahnung, ob ich das richtig benannt habe, ist möglicherweise verwundert, dass wir wegen seiner Kühe vom Rad steigen, aber er weiß ja nicht, wie beharrlich die Wildtiere uns ausgewichen sind und wie dankbar wir dafür sind, dass wir jetzt aus sanften großen Augen betrachtet werden. Gut, eigentlich sind wir auch nicht nur wegen der Kühe abgestiegen, sondern wegen des Hinweisschildes. Ein Kuhübergang. Vermutlich eine Alltäglichkeit im Landleben, für uns ein Highlight. Leider sind wir für die Kühe so interessant, dass sie keine Neigung zeigen, für uns die Straße zu überqueren.

Unsere Pause dehnt sich unverhältnismäßig lange aus. Andere Radfahrer kommen vorbei. Nein, kein Platten, keine gesundheitlichen Probleme, wir wollen nur sehen, wie Kühe von einer Straßenseite zur anderen wechseln. Dann endlich ist es so weit – und als hätten sie kapiert, was wir wollen, laufen sie nun munter von einer Seite zur anderen und zurück. Nicht zu munter, so schnell, wie gediegene niederländische Koeien sich eben bewegen. Langsam genug, um fotografiert werden zu können.

Foto: Manfred Voita

(„Achtung! Es kann noch eine Kuh kommen!“, so heißt es auf dem Schild.

 

14 Gedanken zu “Sitz, Hase

      • So oder so soll es jedenfalls zum Städtele hinaus, das weiß man auch in Ghana. Ob man Frau Merkel dafür ein Fahrrad oder Wanderschuhe bereitgestellt hat, wurde leider nicht berichtet. 😀

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  1. Kein cat-, sondern ein cowwalk. Sehr elegant, wie die Kuh das rechte Vorderein hebt. Ich würde sagen: Sie ist eine Runde weiter (was das bedeutet, ahne ich nur, eben habe ich nämlich im TV in eine Sendung hineingezappt, die heißt „Curvy Models“, wo eine furchtbar dünne Frau zu einer mit normaler Figur sagte, sie sei eben das, eine Runde weiter, worauf diese sich wie verrückt freute. Weiter weiß ich auch nicht, ich habe dann weitergezappt).

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  2. Müsste die Kuh nicht von rechts nach links gehen? Aber vermutlich bedeuten die beiden Pfeile, dass die Kuh sowohl von links als auch von rechts … und so weiter. Naja, Niederländisch müsste man halt können … 🙂

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