Giordano Bruno? Schon mal gehört?
Als wir in Rom waren, hatte ich mir vorgenommen, zu seinem Denkmal zu gehen. Weil ich, so dachte ich, da gewesen sein muss. Seinetwegen und meinetwegen. Obwohl ihm das egal gewesen sein dürfte.
Am 17. Februar 1600 starb er auf dem Campo de Fiori. Auf einem Marktplatz, der wohl einst ein Blumenfeld war. Mir war es wichtig. Ich kann nicht genau sagen, warum ich an so einen Ort muss. Katastrophentourismus ist es eher nicht, nach 418 Jahren gibt es keine Spuren des Feuers mehr, in dem er starb. Hätten die Freimaurer dort nicht ein Denkmal errichtet, würde nichts an ihn erinnern. Es ist auch nicht gerade so, dass wir täglich auf Giordano Bruno stoßen würden.
Vielleicht hat es mit Respekt zu tun, dass ich an diesem Ort stehen muss. Dass mir solche Orte etwas näher bringen. Ach, das ist wohl auch überhaupt nichts besonderes, dass geht uns ja allen so. Wir stehen vor Bildern, vor Gebäuden, vor Denkmälern und schauen und versuchen etwas zu fühlen, etwas zu erahnen und wenn es ganz gut geht, etwas zu verstehen.
Giordano Bruno war für seine Zeit einfach zu klug. Das ist zu allen Zeiten mit einem gewissen Risiko verbunden. Bruno war darüber hinaus aber auch noch eigensinnig. Er dachte und hielt die Ergebnisse seines Denkens für so wichtig, dass er sie nicht für sich behielt. Er diskutierte sich durch große Teile Europas, begeisterte viele und verärgerte einige der Mächtigen seiner Zeit.
„Mit größerer Furcht verkündet ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme“, so soll er das Todesurteil kommentiert haben. Die Kirche hat das Urteil inzwischen kassiert. Spät. Vielleicht hat ja inzwischen auch mal ein Papst den Campo de Fiori besucht und einen Moment bei dem Denkmal innegehalten.
Man lernt dort etwas über die Welt.
„Die Figur des Giordano Bruno ist eines der ganz wenigen Symbole für die totale Individualität des Menschen, seine Einzelheit.“
– Rolf Dieter Brinkmann („Rom, Blicke“)
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Es gab wohl mehr von dieser Sorte, aber wir haben sie vergessen. Aber ware ihr Tod sinnlos? Sind sie mehr als Beispiele für uns? Beispiele auch für das Scheitern?
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Es gibt zwar eine Literaturgeschichte der Erfolglosen. Es gibt aber keine entsprechende politische Geschichte. Die Geschichte verschlingt jeden, der zur Unzeit klüger ist als sie.
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Das Zitat von Brinkmann ist so wahr wie deprimierend. Ich habe sieben Bücher von Rolf Dieter gelesen, sie waren wahr und eben deshalb deprimierend. Rom, Blicke auch. Mein Lieblingszitat lautet 29. April, 30. April, 31. April, 32. April, 33. April und wie man sich das jetzt schon weiter denken kann …
Gefällt mirGefällt mir
Giordano Bruno und Rolf Dieter Brinkmann hätten SIELWOLF supportet:
Gefällt mirGefällt 1 Person
In meinen Frankfurter Zeiten auch tolle Liveband. Sogar in Bochum gesehen:
„ist beinahe
ein Wunder: für einen Moment eine
Überraschung, für einen Moment
Aufatmen“
Brinkmann, Westwärts 1&2
Gefällt mirGefällt mir
Ja, er war mit Sicherheit seiner Zeit, so wie auch Galilei!
Oder genauer: die römisch-katholische Kirche hinkt der Zeit immer teuflisch hinterher, damals wie heute!
Gefällt mirGefällt 1 Person
KLappe halten, mitlaufen, ab und an blöken, das ist offenbar die Methode, mit der es sich (über-)leben lässt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Na ja, nicht immer, wie du siehst, der geniale Giordano Bruno hat zu viel geblökt …
und musste das mit dem Leben bezahlen,
Scheisskatholizismus!
Gefällt mirGefällt mir
Es gibt Orte von denen man glaubt, man muss wenigstens einmal hin. Dann sollte man auch. Dass es einen zu Giordano Bruno zieht ist schön.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Als wir im vergangenen Jahr in Rom waren, gehörte ein Gang zum Denkmal für Giordano Bruno zum Pflichtprogramm. Erwähnenswert findet ich, dass es am Campo dei Fiori eine Buchhandlung namens Fahrenheit 451 gibt.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Wenn es regnet, und ich sage: „Schaut mal, es regnet“, und es hält mir dann jemand ein Messer an den Hals, wenn ich nochmal behaupten würde, daß es Regen gibt, bringe er mich um – ich glaube, ich bin doch eher der Galilei-Typ. Irgendwann setzt sich das Offensichtliche ja doch durch.;-)
Aber das Bruno-Denkmal würde ich auch besuchen.
Gefällt mirGefällt 1 Person