Zum Einschlafen zu sagen
Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Rainer Maria Rilke: Das Buch der Bilder, 1902
Eine meiner Töchter wies mich auf dieses Gedicht hin, als ich ihr gestern Abend von meiner Lektüre erzählte. Stefan Zweig beschreibt in seinem autobiografischen Buch „Die Welt von Gestern“ seine Begegnung mit Rilke. Im 7. Kapitel dieses Buches lässt sich das nachlesen.
Ja.
„Und unten geht noch ein fremder Mann“
Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.
Sagte Bertolt Brecht.
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Das „eigene Bild“ ist wunderschön, fast abstrakt und im bunten Laub links scheint ein Marabu zu sitzen.
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Jetzt, wo du es sagst, kann ich den Marabu auch sehen.
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Geheimnisvoll – Text wie Bild.
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Danke für den Link – ich habe mich geradezu festgelesen. Was er über Rilke schreibt, paßt durchaus zu dem, was man in dem Worpswederoman von Klaus Modik „Konzert ohne Dichter“ über ihn lesen kann, allerdings aus einer völlig entgegengesetzten Richtung interpretiert: Dort wird ihm alles als abstoßende Selbstinszenierung unterstellt. Einzig seiner Sprachmagie kann man sich auch da nicht entziehen.
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