Wie erzähle ich von einer Reise? Die Eindrücke sind noch so frisch, alles ist noch so nah, dass ich nicht weiß, wo anfangen und wo aufhören. Erzählen heißt auswählen, manches beschreiben, anderes weglassen, wo doch das Erlebnis unteilbar und nur so, mit all seinen Elementen, vollständig war. Nichts war unwichtig, nicht die Farbe des Wassers, nicht die Wärme der Luft, die Schreie der Möwen, das Grün der Wiesen oder das Knattern der schwedischen Fahne im Wind. Doch um erzählen zu können, trete ich zurück, brauche ich Abstand, sortiere und schaffe Ordnung und verändere damit dauerhaft meine eigenen Erinnerungen an die Reise.
Fakten… nein, später vielleicht, es geht um eine ganz besondere Stimmung, die sich viel schwerer ausdrücken lässt, die wenig mit Knoten, Kilometern oder Bruttoregistertonnen zu tun hat. Drei Reisen seien es eigentlich, auf die wir uns begäben, sagte der Kapitän der Diana, eine geografische, die in von Stockholm nach Göteborg führe, eine historische, denn die Diana sei 1931 gebaut worden und die Kreuzfahrt, ich scheue mich fast, die Reise so zu nennen, werde mit dem Tempo und im Stil des neunzehnten Jahrhunderts absolviert. Schließlich sei es aber auch eine innere Reise und das war natürlich der Punkt, an dem meine Spottlust und Skepsis zuschnappten wie der Hofhund des Nachbarn.
Der uniformierte Schwede würde uns doch den Götakanal nicht zum Jakobsweg machen wollen? Und schon fragte ich mich, ob es möglicherweise die Reise der Speisen durch den Verdauungstrakt sei, die er mit der inneren Reise gemeint haben könnte.
Götakanal und Diana! Ja, die Freunde des schwedischen Krimis erinnern sich: Der erste Band aus der Reihe der Kommissar-Beck-Romane von May Sjöwall und Per Wahlöö hieß „Die Tote im Götakanal“ und spielte auf der Diana. Muss ich wohl demnächst mal wieder lesen. Sjöwall/Wahlöö gelten übrigens als diejenigen, die den Schwedenkrimi auf dem europäischen Büchermarkt etablierten.
Oh ja, die ersten 10 Beck-Romane vom Duo – aber was danach kam? Egal …
Da hätten wir uns ja fast treffen können, war ebenfalls 2 Wochen im schwedischen Sommer – einfach schön …
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Und ich will eigentlich gleich wieder hin, aber besonders gern aufs Wasser!
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Im September nächtige ich auf einem alten Segler „av Chapman“ im Stockholmer Altstadt-Hafen
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Mach mich ruhig fertig!
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Mit Sjöwall/Wahlöö fing Anfang der der 80er meine Krimileserei überhaupt an. Jahre später habe ich sie nocheinmal gelesen und war nicht mehr ganz so begeistert, es offenbarten sich doch einige literarische Schwächen. Aber ich bin ihnen trotzdem dankbar, daß sie mich auf diese Spur gebracht haben, das hat mir schon viele kurzweiligen Stunden beschert.
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Sie haben damals auch eine andere, kritischere Sicht auf die Gesellschaft gehabt, etwas, dass im deutschen Krimi erst später kam.
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Ich erinnere mich, ich hatte den Eindruck, Sjöwall/Wahlöö haben das überhaupt erst angestoßen, es hat dann richtig gute deutsche Krimis gegeben, Hansjörg Martin, -ky und Irene Rodrian – muß ich unbedingt nochmal lesen.
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Tolles Foto toll erzählt. „Diana“, so schön, wußte ich trotzdem nicht; habe bei meinen sechs Sjöwall/Wahlöö-Krimis aber auch ausgerechnet das infragekommende Buch nicht dabei. – Klarer Fall für die Stadtbibliothek!
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Danke. Man beginnt auch Zuneigung zu dem Schiff zu entwickeln, es sogar schön zu finden, auch wenn es eigentlich merkwürdige Proportionen hat.
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Hh. 😉
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Ich kenne die Krimis nicht. Deine Reisebeschreibung macht trotzdem Lust auf Urlaub. Besonders dort. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
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Ich hab mal eine Reportage über den Kanal und das Schiff
im Fernsehen angeschaut – ich glaube, es war „Phoenix“.
Scheint eine sehr entschleunigte Art des Reisens zu sein.
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Sehr entschleunigt! Den Bericht – oder einen Bericht habe ich auch gesehen, damals mit einem Kapitän, der ungefähr so alt wie das Schiff war. Das war für mich der Moment, in dem ich beschloss, diese Reise einmal zu machen.
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