
By Leoni1234 [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons
Es ist durchaus interessant zu wissen, was diese Ausstellung nicht ist und was Otto Dix nicht war. Beides war mir nicht so klar, wie ich es hier gern behauptet hätte.
Erstens ist es keine Gesamtschau seines Werks, gut, das wäre auch eine sehr große Veranstaltung geworden. Gezeigt werden Arbeiten aus seiner Düsseldorfer Zeit, die vom Herbst 1922 bis zum November 1925 währte. Das ist ein Ausschnitt seines Werks, aber dieser Ausschnitt ist faszinierend genug, groß genug, um Stunden mit diesen Bildern zu verbringen.
Zweitens, und das war für mich überraschender und ich hätte es besser wissen können, ist Dix kein Pazifist gewesen oder geworden, seine Bilder, soweit sie den Krieg thematisieren, sind keine Antikriegsbilder, sondern es sind Bilder vom Krieg, so, wie sie nur ein Kriegsteilnehmer schaffen konnte.
Glücklicherweise, für mich glücklicherweise, zeigt das K20 nur einige Arbeiten zum ersten Weltkrieg, denn diese Bilder sind schwer auszuhalten, auch heute noch, nachdem wir Krieg aus dem Fernsehen kennen, unzensiert, wie damals den Vietnamkrieg, rücksichtsvoll, wie unsere Medien ihn für uns aufbereiten. Verrückt eigentlich, dass der Zuschauer, der Konsument, mehr Schonung erfährt als die Kriegsteilnehmer, die Soldaten und Zivilisten, die Opfer des Krieges. Aber nein, wir müssen geschont werden.
Otto Dix hat das nicht getan. Er hat sich nicht geschont und ist als Kriegsfreiwilliger, wohl nicht als Kriegsbegeisterter, in den Ersten Weltkrieg gezogen. „Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen.“ sagte Dix 1961 in einem Interview. Er war dabei, bis zum Ende, als Maschinengewehrschütze nahm er an vielen der Schlachten, an dem großen Schlachten teil, zeichnete im Schützengraben und verarbeitete seine Erinnerungen in Bildern und Albträumen.
Es waren keine politischen Statements, es ging ihm um die Wahrheit. Als gäbe es eine unpolitische Wahrheit des Krieges. Der verlorene Krieg wurde verherrlicht, die Dolchstoßlegende erfunden, um die Niederlage erklären zu können, die Toten zu Helden. Und dann diese Bilder. So wirbt man keine nächste Generation von Helden an. Die Nazis machten sehr schnell klar, was sie von ihm hielten. Aber ich wollte von den Düsseldorfer Jahren erzählen. Gut, also nächstes Mal.
Die Mehrheit will den Krieg, wie sie Kinder haben will. Und so muss es sich auch im August 1914 angefühlt haben.
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Die Mehrheit ist zum Krieg verführbar und die, die nicht verführbar sind, finden andere Gründe oder werden gezwungen.
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Die Bilder von Dix sind beeindruckend, ob sie sich nun mit dem leidigen Thema Krieg befassen oder nicht…
Ich habe mal sein Grab am Bodensee vor einiger Zeit besucht, angenehm schlicht:
https://finbarsgift.wordpress.com/2013/01/19/otto-dix-grabplatte/
Hab einen schönen ersten Mai!
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Danke für den Link!
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de nada 🙂
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Das LWL-Museum in Münster hat im 2. OG umgehängt. Dix ist geblieben. Well done!
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Danke für die Verführung ins Dix´sche Werk. Was würde er heute malen? Die Auswahl wäre groß …
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Aber könnte man heute noch so malen, wie er es tat? Heute werden die Bilder des Grauens zu einer Waffe, wie sie z. B. der IS einsetzt oder zu einem grausigen Schulhofvergnügen, weil alles einen Markt findet, alles gezeigt werden kann.
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Ich vermute, Otto Dix war noch beeinflusst von der Kriegsverherrlichung, die im Manifest des Futurismus des Filippo Tommaso Marinetti von 1909 zum Ausdruck kommt: „Wir wollen den Krieg verherrlichen — diese einzige Hygiene der Welt -, den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.“
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Ja. Und doch: Ich denke, die Futuristen hatten ihre Zukunft schon hinter sich. Es gab bessere Manifeste. 😉
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Es ist müßig, aus historischer Sicht zu werten, dass es „bessere Manifeste“ gab (welche denn?) Vor Beginn des 1.Weltkriegs waren die italienischen Futuristen die Avantgarde und Marinetti ein radikaler Vordenker. Das hat nichts damit zu tun, ob man seine faschistischen Ideen gut heißen kann.
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Ah – danke für Erinnerung, bis zum 28.5. sind es ja noch vier Wochen, das müßte ich eigentlich schaffen.
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